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Nationalbank: Wenn sich Ukraine-Krise verschärft, steigt Inflation in Österreich auf 9 Prozent

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Eine Verschärfung der Situation würde in dem von der OeNB berechneten Szenario länger anhaltende Kämpfe und eine Intensivierung der Sanktionen inklusive eines möglichen Gaslieferstopps bedeuten.  Das Wirtschaftswachstum würde dann auf 0,4 Prozent sinken. 

Die Ukraine-Krise dürfte den wirtschaftlichen Aufschwung in Österreich heuer hemmen und die Inflation weiter ansteigen lassen. Beim realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) erwartet die Nationalbank (OeNB) derzeit ein Plus von 3,5 Prozent, die Inflationserwartung liegt bei 5,3 Prozent - jedoch unter der Annahme eines zeitnahen Endes des Krieges. Sollte sich die Lage noch verschärfen, drohen deutlich stärkere Einbußen beim BIP und ein stärkerer Inflationsanstieg.

Unter dieser Annahme sieht die OeNB für heuer nur noch ein Wachstum von 0,4 Prozent, die Inflation würde dagegen bis auf 9 Prozent klettern. Eine Verschärfung der Situation würde in dem von der OeNB berechneten Szenario länger anhaltende Kämpfe und eine Intensivierung der Sanktionen inklusive eines möglichen Gaslieferstopps bedeuten. 

In ihrer Prognose vom Dezember war die Nationalbank für heuer noch von einem Wirtschaftswachstum von 4,3 Prozent und einer Inflationsrate von 3,2 Prozent ausgegangen.

Wirtschaft durch Krieg beeinflusst

„Die COVID-19-Pandemie hat auch im abgelaufenen Jahr 2021 das gesellschaftliche und wirtschaftliche Geschehen in Österreich bestimmt. Die Verfügbarkeit von Impfstoffen und anhaltend expansive staatliche und geldpolitische Maßnahmen stützten in dieser Situation den wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahr 2021 ist die österreichische Wirtschaft mit 4,5 % kräftig gewachsen und die ursprünglichen Prognosen für 2022 standen unter positiven Vorzeichen. Diese Erwartungshaltung musste allerdings aufgrund der am 24. Februar 2022 erfolgten Invasion in der Ukraine durch die Russische Föderation revidiert werden. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist durch diesen Krieg und seine Folgen wesentlich beeinflusst und markiert einen Wendepunkt“, sagte Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Die Auswirkungen des Kriegens seien für rund die Hälfte der BIP-Abwärtsrevision und für rund ein Viertel der Inflations-Aufwärtsrevision verantwortlich.

Niedrigere Inflation ab 2023

In den kommenden Jahren dürfte sich die Inflation aber wieder deutlich abschwächen. Für 2023 und 2024 rechnet die OeNB mit einer Inflationsrate von 2,9 bzw. 2,3 Prozent. Auch für das BIP-Wachstum wird eine weitere Abschwächung in den kommenden beiden Jahren auf 2,2 bzw. 2,0 Prozent erwartet. Bei längerer Kriegsdauer oder falls sich die Sanktionen gegen Russland weiter intensivieren sollten, sei jedoch mit deutlichen stärkeren Auswirkungen auf das Wachstum und die Inflation zu rechnen. 

Unterstützung der Ukraine

„Die OeNB bekundet dem ukrainischen Volk ihre volle Unterstützung“, so Holzmann. Auch die OeNB und ihre Mitarbeitenden haben durch Spenden für heimische Hilfsorganisationen Unterstützung geleistet. Ferner wird die OeNB im Rahmen ihrer Möglichkeiten spezielle wissenschaftliche und kulturelle Unterstützung in Kooperation mit österreichischen Bildungseinrichtungen für ukrainische Studierende und Lehrpersonal anbieten. Darüber hinaus beteiligt sich die OeNB als Teil des Eurosystems an jeglichen Maßnahmen, die vom EZB-Rat ergriffen werden, um komfortable Liquiditätsbedingungen zu gewährleisten, die beschlossenen Sanktionen umzusetzen sowie das Preisstabilitätsmandat zu erfüllen und die Finanzstabilität zu gewährleisten.

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