Energiepreis-Knüller

Strom und Gas kosten nur noch halb so viel, Österreicher blechen trotzdem

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Strom und Gas kosten im Großhandel nur noch halb so viel wie vor einem Jahr. Die Österreicher zahlen trotzdem weiter hohe Preise.

Die Österreichische Energieagentur meldet einen wahren Energiepreis-Knüller. Energie kostet heuer nur noch halb so viel wie im Vorjahr - zumindest im Großhandel. Hier die Fakten:

Strom. Der Strompreisindex auf Monatsbasis (ÖSPIMonat) fällt im Februar 2024 gegenüber dem Vormonat um 10,97 %. Im Vergleich zum Februar 2023 liegt der Index um 53,7 % niedriger. Der Index liegt bei einem Wert von 91,31 EUR/MWh.

Gas. Der Gaspreisindex auf Monatsbasis (ÖGPIMonat) fällt im Februar gegenüber dem Vormonat um 14,86 %. Im Vergleich zum Februar 2023 liegt der Index um 54,58 % niedriger. Der Index liegt bei einem Wert von 30,86 EUR/MWh. 

Großhandelspreise wieder so tief wie vor dem Ukraine-Krieg

Die Großhandelspreise für Strom und Gas sind wieder so tief wie vor dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022.

Hier die Grafiken der Energieagentur zu Strom und Gas im Großhandel:

Stromgroßhandelspreis wieder so tief wie Ende 2021.

Stromgroßhandelspreis wieder so tief wie Ende 2021.  Quelle: European Energy Exchange
Berechnungen: Österreichische Energieagentur 

© Österreichische Energieagentur - Austrian Energy Agency
× Stromgroßhandelspreis wieder so tief wie Ende 2021.

Gasgroßhandelspreis wieder so tief wie Mitte 2021

Gasgroßhandelspreis wieder so tief wie Mitte 2021 - vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Quelle: European Energy Exchange - Berechnungen: Austrian Energy Agency 

© Österreichische Energieagentur - Austrian Energy Agency
× Gasgroßhandelspreis wieder so tief wie Mitte 2021


Privatkunden zahlen noch länger höheren Preis

Gerade jetzt, wo viele österreichische Privatkunden zum Teil hohe Nachzahlungen für Strom und Gas leisten müssen, tönt diese Meldung zu den gesunkenen Großhandelspreisen wie ein Paukenschlag.

Tatsächlich werden die Privatkunden aber wohl noch länger auf deutliche Preissenkungen warten müssen. Der Grund: Ihre Verträge mit Energieversorgern sind oft längerfristig.

Außerdem haben Energieversorger die Energie, welche sie jetzt weitergeben, auch schon früher zu höheren Preisen eingekauft. Zum Teil dürften die Preise für Privatkunden zwar sinken. Darauf hat auch die Regierung reagiert, welche die Strompreisbremse von 40 auf 25 Cent gesenkt hat. Aber: Ganz so günstig wie vor dem Ukraine-Krieg dürfte es nicht mehr werden.

Verbund-Chef erwartet keine niedrigen Strompreise wie vor der Energiekrise  

Der Chef von Österreichs größtem Stromversorger Verbund, Michael Strugl, erwartet auch in Zukunft nicht, dass die Strompreise wieder auf das Niveau vor der Energiekrise sinken. "Aus der heutigen Sicht gehen die Strompreise nach unten, es gibt aber auch Elemente auf der Stromrechnung, die vermutlich steigen werden", sagte er am Dienstag in der ORF-Sendung Report und verwies dabei auf die Netztarife und die Systemkosten. Beides werde im Zuge der Energiewende steigen.

Stromnetz wird teurer

"Man soll nicht so tun, als wäre dieser grüne Strom billig oder gratis, weil Sonne und Wind keine Rechnung schicken", sagte Strugl. Denn obwohl mit dem Ausbau der Erneuerbaren immer mehr grüner Strom produziert werden kann und dadurch auch die Preise sinken, steigen gleichzeitig die Systemkosten.

Die Erzeugung aus Erneuerbaren schwankt je nach Wolkenlage und Windverhältnissen, das mache Eingriffe ins Stromnetz immer häufiger notwendig. Solche Eingriffe bezeichnet man als Redispatch-Maßnahmen, die Kosten dafür seien beträchtlich. "Das waren im letzten Jahr über 140 Mio. Euro, das müssen die Stromkunden bezahlen", so der Verbund-Chef.

Ein weiter Kostenfaktor der Energiewende ist der notwendige massive Ausbau der Netze. "Diese Dekarbonisierung und der Umbau des Systems kostet", sagte Strugl. In den kommenden Jahren müssen demnach 60 Mrd. Euro investiert werden, "das wird man einfach auch spüren".

Die Großhandelspreise laut Österreichischem Strompreisindex (ÖSPI) geben nur bedingt  Aufschluss über die Entwicklung der Haushaltspreise, denn Energieanbieter geben sinkende Großhandelspreise nur verzögert weiter.

Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, werde im Voraus beschafft, "das heißt die Preiserhöhungen werden nicht in vollem Umfang und später weitergegeben, aber auch die Preissenkungen dauern länger", erklärte Strugl.
 

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