Die Dauerkrise im Lkw-Geschäft und nun auch Bestelleinbrüche bei Dieselmotoren verlängern die Durststrecke des deutschen MAN-Konzerns. "Die nächsten sechs Monate werden hart", kündigte Vorstandschef Hakan Samuelsson in München an. "Wir sehen keine Verbesserung." Im zweiten Quartal schmolz das operative Ergebnis um 73 Prozent auf 144 Mio. Euro, der Nettogewinn gar um 94 Prozent auf 27 Mio. Euro. Damit schnitt MAN aber besser ab als Konkurrenten wie Daimler, Volvo oder Scania.
Gegen den Absturz in die Verlustzone stemmen sich die Münchner mit Zukäufen in Brasilien und China, wo das Lkw-Geschäft - auch dank Staatshilfen - weniger schlecht läuft als im Hauptmarkt Westeuropa. Kurzarbeit und Sparprogramm gehen weiter. Ziel für das Gesamtjahr seien schwarze Zahlen.
Nach dem Gewinneinbruch im ersten Halbjahr werde der Druck im zweiten noch größer, sagte Samuelsson. "Der Markt für Lkw ist weiter sehr schwach." In Westeuropa werde er um mehr als die Hälfte schrumpfen. Die Kernsparte Nutzfahrzeuge stürzte mit 22 Mio. Euro im Quartal überraschend tief in die roten Zahlen. Schlimmeres verhinderte das - frisch sanierte - Busgeschäft. Weil MAN Kunden mit insgesamt 2,4 Mrd. Euro bei der Finanzierung hilft, musste die Risikovorsorge für Kreditausfälle aufgestockt werden. Zudem gerieten die Preise unter Druck. Die Bestellungen für neue Laster gingen um mehr als die Hälfte zurück.
Einbruch bei Aufträgen
Konzernweit brachen die Auftragseingänge im Quartal um 45 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro ein, der Umsatz um 20 Prozent auf 3,1 Mrd.. Im bisher stabileren Geschäft mit Großmotoren für Schiffe und Kraftwerke sowie mit Turbinen und Kompressoren gingen die Neubestellungen ebenfalls drastisch zurück. Die vor der Zusammenlegung stehenden Sparten Diesel und Turbo blieben aber die Gewinnbringer. Das neue Lateinamerika-Geschäft, das MAN vom Großaktionär Volkswagen gekauft hatte, lieferte 35 Mio. Euro Gewinnbeitrag. Das Konzernergebnis wurde durch Sondereffekte belastet: MAN legte etwa 50 Mio. für Experten auf die Seite, die die Schmiergeldaffäre aufklären sollen.
Um die Einbrüche abzupuffern, will MAN die Kosten um mindestens 500 Mio. Euro senken. Für das zweite Halbjahr sind in der Nutzfahrzeugsparte 70 Tage Kurzarbeit für 12.000 Produktionsmitarbeiter angesetzt. Kündigungen schloss Samuelsson weiter aus. MAN werde die bis 2012 geltende Jobgarantie einhalten.
Zudem macht sich MAN vom europäischen Lkw-Markt unabhängiger - durch den Zukauf in Brasilien und den Einstieg beim größten chinesischen Lastwagenbauer Sinotruk. Experten rechnen damit, dass die Lkw-Märkte dort schneller aus der Krise kommen. Samuelsson sagte, MAN sei durch Umbau und Internationalisierung gerüstet, "um auch eine längere Durststrecke gut zu meistern".