Massive Kritik

Erste verdoppelt Aufsichtsrats-Gagen

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Andreas Treichl will auch nach 2012 Chef der Erste Group bleiben.

Die Erste Group hat die Gagen der Aufsichtsräte verdoppelt. Das hat der Bankspitze am Donnerstag in der Jahreshauptversammlung heftige Kritik von Seiten kritischer Anleger eingebracht, wo von einem "unverschämten" Antrag an die Aktionärsversammlung die Rede war.

700.000 Euro im Jahr für Aufsichtsrats-Mandat
Den Aufsichtsratsmitgliedern zahlt die Bank für das Geschäftsjahr 2010 eine Vergütung von 700.000 Euro, im Jahr davor waren es 350.000 Euro gewesen. Die Verdopplung ist heute beschlossen worden.

Investoren: "Dreister Schritt"
Der kritische Investor Rupert-Heinrich Staller empörte sich, dass nicht die Dividende um 100 Prozent gestiegen sei, sondern die Aufsichtsratsgage. "Der Aufsichtsrat schlägt heute dem Fass den Boden aus." Staller sprach von einem "dreisten" Schritt und einem "falschen und fatalen Signal".  "Die Krise war gestern, die Gier ist heute", so Staller. "Und wir sind die ersten, wenn es um Gier geht, Herr Kessler, Frau Gürtler und Freunde", beklagte er in Richtung der Aufsichtsräte im Wiener Austria Center.

Erste-Chef Treichl argumentiert mit Wettbewerbsfähigkeit
Treichl konterte, die Erste Group müsse international kompetitiv und attraktiv sein. "Ich weiß, eine Verdopplung der Aufsichtsratsbezüge von einem Tag auf den anderen ist hoch. Ich wusste, dass das auf massive Kritik stoßen wird." Im Vorfeld habe man das selber lang diskutiert. "Ich als Vorstand unterstütze das. Ich will, dass uns Leute über die Schulter schauen, die wissen, worüber wir reden und hart arbeiten". Aufsichtsratsfunktionen seien heute wesentlich verantwortungsvollere Positionen als früher.

Erste-Chef kassierte 2,8 Millionen Jahresgehalt

Erste-Chef Treichl kassierte für 2010 dank eines wieder höheren Bonus eine Gage von 2,79 Mio. Euro, fast doppelt so viel wie im Krisenjahr davor. Er wisse, dass es angesichts leider hunderttausender Menschen, die an der Armutsgrenze lebten, viele als schrecklich und total ungerecht empfänden, wieviel Banker verdienten. Gerecht sei es auch nicht, dass der Rektor der Universität oder der Präsident des Verfassungsgerichtshof im Jahr verdienten, was er, Treichl, im Monat habe. Oder dass der beste Marathonläufer ein Hundertstel von dem erhalte, was der beste Golfspieler bekomme, oder dass Volksmusikstars ein Mehrfaches der besten Opernsängerinnen kassierten. Gerechtigkeit habe da keinen Stellenwert.

Treichl: "Reputation versaut"
"Faktum ist, dass wir im Bankgeschäft sehr viel verdienen, und dass Banken in den letzten Jahren ihre Reputation ordentlich versaut haben", so Treichl. Er selber zeigte sich stolz, Vorstandsvorsitzender der wertvollsten Firma im Land zu sein. Insgesamt gab die Erste 2010 für Vorstandsgagen 8,8 Millionen Euro aus.

Polen als nächstes Expansions-Ziel

Die Erste Group will nach Worten ihres Vorstandschefs Andreas Treichl, die "erste" Bank des östlichen Teils der EU sein. Er sieht noch weitere Ziele für Expansion innerhalb dieses Gebiets. "Polen ist ganz klar auf unserer Liste", sagte Treichl am Donnerstag bei der Hauptversammlung. "Wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt und wir die Zustimmung der Investoren finden, werden wir sie ergreifen."

Erste-Chef Treichl will auch nach 2012 bleiben
Wenn im Sommer 2012 die Vorstandsmandate in der börsenotierten Erste Group auslaufen, will Vorstandschef Andreas Treichl, dann 60, im Amt bleiben. "Wenn ich darf, würde ich das sehr gern weiter machen", sagte Treichl am Donnerstag in der Jahreshauptversammlung in Wien.

Kleinaktionär kritisiert Erste Group als "Männerverein"
Zuvor war Treichl von einem Kleinanleger gefragt worden, ob und wie lange er - da nächstes Jahr alle Vorstandsmandate enden - weiter als Vorstandsvorsitzender zur Verfügung stehen werde. Er sehe leider keinen Nachfolger, der sich hier aufdränge, bemerkte der Investor Rupert-Heinrich Staller, der den Erste-Vorstand als "Männerverein" kritisierte.

Reduktion des Griechenland-Engagements
Die Erste Group hat ihre Forderungen gegenüber dem griechischen Staat zum 31. März 2011 heute mit 614 Mio. Euro beziffert, die Summe sei in den letzten Wochen gesunken, hieß es bei der Erste Group am Donnerstag in der Hauptversammlung. Das griechische Gesamt-Exposure einschließlich Kredite an Banken lag bei 815 Mio. Euro.

Für heuer sei noch eine Rückführung um 100 Mio. Euro zu erwarten, für das nächste Jahr um mehr als 200 Millionen, kündigte der Vorstand an.

An den Staat in Portugal hat die Erste 260 Mio. Euro verborgt, an die öffentliche Hand in Spanien und Irland jeweils gut 100 Millionen Euro.

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