In der Nacht von Sonntag auf Montag ist erneut ein Anschlag auf einen bulgarischen Journalisten verübt worden. Der Chefredakteur des Info-Portals Ewropa (Europa) Ognjan Bojadschiew wurde in seiner Wohnung brutal zusammengeschlagen, beraubt, schwer verwundet und mit mehreren Schnittwunden im Bereich des Nackens ins Krankenhaus eingeliefert.
Der 34-jährige bekannte Journalist ist außer Lebensgefahr, er wird aber weiterhin stationär behandelt. Er konnte nach dem Überfall nur per Internet Hilfe rufen, da ihm neben seinen Bank- und Kreditkarten auch sein Handy geraubt wurde. Laut eigener Aussage wurde er von zwei unbekannten Tätern angegriffen. Bis dato gibt es keine Angaben über das Tatmotiv.
Bojadschiew, Sohn der bekannten Radiojournalistin Sora Nejkowa, leitete in den späten 1990er Jahren eine eigene Show im Nationalradio, rief im Jahr 2000 die politische Morgen-Talkshow des ersten privaten Nationalfernsehsender bTV ins Leben und wechselte 2003 als Chefredakteur zur bulgarischen Redaktion des RFI (Radio France Internationale). Bevor er "Ewropa" übernahm, ein Internetportal mit Informationen über die EU, leitete er 2007 den Wahlkampf SDS- und DSB-Kandidaten zum Bürgermeister von Sofia. Martin Saimow verlor damals gegen den gegenwärtigen Premier Bojko Borissow (GERB).
Schon in den vergangenen Jahren wurden in dem jungen EU-Mitgliedsland mehrere Reporter und Fotografen attackiert. 2006 explodierte eine Bombe im Hotelzimmer eines Journalisten, der über Machtmissbrauch und Kriminalität bei Polizei und Verwaltung recherchierte. Vor einem Jahr wurde ein Autor erschossen, der Bücher über die bulgarische Mafia geschrieben hatte.
Am 22. September 2008 wurde der Chefredakteur der Internetseite FrogNews, Ognjan Stefanow, von vier oder fünf maskierten Angreifer auf der Straße brutal zusammengeschlagen und schwebte lange Zeit in Lebensgefahr. Bis heute hat er sich von der Attacke nicht erholt, von den Tätern fehlt jede Spur. Stefanow hatte sich mit Veröffentlichungen über den sozialistischen Präsidenten Georgi Parwanow und den damaligen sozialistischen Premier Sergej Stanischew im Zusammenhang mit millionenschweren Waffengeschäfte einen Namen gemacht.
Juliana Nikolowa, Leiterin des Europäischen Instituts in Sofia, das auch das Portal "Ewropa" finanziert, forderte die Polizei im Nationalradio, auf diesmal aktiver zu handeln.