Mitten in der Krise greift der deutsche Bezahlfernsehsender Premiere für seinen Neustart unter dem Namen "Sky" tief in die Tasche. Die Kosten steigen im laufenden Jahr um rund 150 Mio. Euro, wie Finanzvorstand Pietro Maranzana am 9. Juli auf der Hauptversammlung ankündigte. Allein das Budget für Marketing und Vertrieb für das neue Programm stockte er um 65 Mio. Euro auf.
Auszahlen wird sich der Aufwand allerdings erst mittelfristig. Im vierten Quartal des kommenden Jahres werde Premiere mit drei bis 3,4 Mio. Abonnenten operativ die Gewinnschwelle erreichen, sagte Vorstandschef Mark Williams. Im Gesamtjahr 2010 werde jedoch erneut ein negatives Betriebsergebnis (Ebitda) anfallen. Erst 2011 werde Premiere unter dem Strich schwarze Zahlen schreiben. Um einen weiteren finanziellen Spielraum zu schaffen, segneten die Aktionäre den Rahmen für eine Kapitalerhöhung um knapp ein Drittel ab. Premiere gehört zu gut 30 Prozent Medienmogul Rupert Murdoch.
Zumindest der Abonnentenschwund ist nach Firmenangaben zunächst gestoppt. Hatte Premiere im ersten Quartal noch 28.000 Kunden verloren, sei im zweiten Quartal deren Zahl bei 2,37 Mio. in etwa konstant geblieben. Ab dem laufenden Quartal rechne Premiere wieder mit Zuwächsen.
Aktionärsvertreter forderten angesichts der turbulenten Vergangenheit des Unternehmens, den Wirtschaftsprüfer KPMG auszutauschen. Premiere habe im Zusammenhang mit den vom früheren Management falsch ausgewiesenen Abonnentenzahlen versagt, kritisierten Matthias Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Benedikt Huesmann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Entlastung der früheren Führungsspitze wurde vertagt, da die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie die Bilanzpolizei DPR wegen des Verdachts des Insiderhandels und der Marktmanipulation ermitteln. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, werde Premiere gegen die Ex-Manager vorgehen und gegebenenfalls Schadenersatz fordern, sagte Rechtsvorstand Holger Enßlin.
An KPMG halten das Unternehmen und eine breite Eigentümermehrheit jedoch fest. Die Wirtschaftsprüfer waren bereits von Siemens nach der Korruptionsaffäre vor die Tür gesetzt worden und schon zu Zeiten des Neuen Markts aufgefallen, als sie bei der Telematikfirma Comroad gefälschte Bilanzen mit dem Prüfsiegel versehen hatten.