Reform bei AFP schlägt Wellen

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Die geplante Umwandlung der französischen Nachrichtenagentur AFP in eine staatliche Aktiengesellschaft schlägt weiter Wellen. Die Agentur-Mitarbeiter befürchten, dass die AFP zu einer "Staatsagentur" wird und protestierten deshalb am Donnerstag (17.9.) mit einem mehrstündigen Streik. AFP-Chef Pierre Louette verteidigte die Reformpläne zuletzt in der "Süddeutschen Zeitung".

"Eine Stiftung wird die Unabhängigkeit über eine Charta garantieren. Und der AFP-Präsident wird von einem auch international besetzten Aufsichtsrat bestimmt", so Louette. Die AFP benötigt für ihre multimediale Ausrichtung Kapital. Sie soll dafür in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt werden, an der der Staat alle Anteile hält. Ende Oktober soll der nötige Gesetzentwurf ins Kabinett eingebracht werden.

2008 wies die AFP 270,9 Mio. Euro Umsatz und 1,3 Mio. Euro Überschuss aus. Der Staatsanteil am Budget übersteigt 40 Prozent. Gewerkschaften befürchten als Folge der Reform größeren Einfluss der Regierung und mittelfristig eine Privatisierung der Agentur. Louette verspricht hingegen die Wahrung der redaktionellen Unabhängigkeit.

Weltweit befinden sich mehr als drei Viertel aller nationalen Nachrichtenagenturen im öffentlichen Eigentum und nur ein Viertel ist privatwirtschaftlich organisiert und vom Staat unabhängig, darunter die großen Agenturen Associated Press (AP), Reuters und dpa, aber auch die Austria Presse Agentur (APA).

Die AFP spielte - ähnlich wie die tschechische CTK - als öffentlich-rechtlich konzipierte Nachrichtenagentur bisher eine Sonderrolle. Die Begehrlichkeit der Politik in Richtung Nachrichtenagenturen erklärt sich aus der Schlüsselrolle, die ihnen im globalen und nationalen Medien- und Informationssystem zukommt.

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