Die schwedische Beteiligungsfirma EQT übernimmt mit Hilfe aus Singapur den Wissenschaftsverlag Springer Science. Kreisen zufolge zahlen die Investoren lediglich 100 bis 150 Mio. Euro an die bisherigen Eigentümer Candover und Cinven, übernehmen aber zugleich die komplette Schuldenlast von 2,2 Mrd. Euro.
EQT übernimmt 82 %, der Private-Equity-Arm von Singapurs Staatsfonds GIC die restlichen 18 %. Springer Science gilt als weltweit zweitgrößter Wissenschaftsverlag hinter der niederländischen Elsevier. Der Berliner Konzern mit seinen über 5.000 Mitarbeitern sieht sich durch die Refinanzierung mittelfristig auf stabile Beine gestellt.
Größte Übernahme in Deutschland
Mit einem Gesamtvolumen von fast 2,4 Mrd. Euro ist die Transaktion die mit Abstand größte Übernahme durch Finanzinvestoren in Deutschland in diesem Jahr. Finanziert wird sie unter anderem von der Deutschen Bank, UniCredit, Goldman Sachs und Barclays.
In der Finanzkrise konnten Private-Equity-Häuser weltweit keine größeren Übernahmen stemmen, weil ihnen die Banken keine Kredite zur Verfügung stellten. Während die Investoren in den USA bereits wieder Milliarden-Übernahmen angekündigt haben, bleiben diese in Europa noch die Ausnahme.
Der EQT-Deal zeigt, dass in Deutschland weiter kaum neue Kredite zur Verfügung stehen, die Investoren aber günstig bereits hochverschuldete Firmen übernehmen können. Mit einem neuen Eigentümer im Rücken sind die Banken üblicherweise eher zur Neuverhandlung von Krediten bereit. Und der Investor kann durch den geringen Kapitaleinsatz bei einem späteren Verkauf auch satte Renditen erzielen.
Investment-Fehlschläge
Der Springer-Verkäufer Candover hat nach einigen Investment-Fehlschlägen finanzielle Schwierigkeiten und muss Beteiligungen abstoßen. EQT hat dagegen weniger Problemfälle im Portfolio und ist seit geraumer Zeit auf Einkaufstour. Die Firma, die von der Investorenfamilie Wallenberg mitgegründet wurde, ist Kreisen zufolge als eine der letzten Private-Equity-Firmen noch im Rennen um den Arzneimittelhersteller Ratiopharm dabei.
Springer Science entstand 2003 aus einem Zusammenschluss des bis dahin zu Bertelsmann gehörenden Springer Wissenschaftsverlags mit der niederländischen Kluwer Academic Publishing. Zu der Gruppe aus 60 Verlagen gehören in Deutschland unter anderem der Wissenschaftsverlag Gabler und die "Ärzte-Zeitung". 2008 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von knapp 900 Mio. Euro.
Ursprünglich hatten sich die beiden Alteigentümer für einen Minderheitsanteil an Springer Science Erlöse von einer halben Milliarde Euro erhofft. Nachdem kein Käufer auftauchte, stellten sie das komplette Unternehmen zum Verkauf. Die britische Mediengruppe Informa hatte daraufhin Interesse gezeigt, sich dann aber wieder aus dem Bieterverfahren zurückgezogen.