Spiegel-Gruppe stemmt sich gegen Anzeigenkrise

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Die Mediengruppe um das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" stemmt sich gegen die Anzeigenkrise. Von Print über Online bis Spiegel TV rechnet Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe für 2009 mit einem Rückgang der Gruppen-Erlöse um 10 % auf 300 Mio. Euro.

Zwei Drittel des Umsatzes entfällt auf den Spiegel-Verlag, in dem es nach einem Anzeigeneinbruch von netto 30 % in diesem Jahr zu einer deutlichen Verschiebung in der Erlösstruktur gekommen ist. "Wir werden uns strategisch stärker auf die Vertriebserlöse konzentrieren", sagte Saffe in Hamburg. Er machte gleichzeitig deutlich: "In der Gruppe steht Journalismus im Vordergrund, nicht der Vertriebskanal."

Das Anzeigengeschäft des Spiegel-Verlags werde 2010 noch genau ein Drittel der Erlöse (2009: 36,6 %) beisteuern, zwei Drittel kämen dann aus dem Vertrieb (2009: 63,4 %), berichtete Saffe. Vor zehn Jahren betrug dieses Verhältnis noch 70 % (Anzeigen) zu 30 %. Das sieht Saffe jedoch nicht als Manko: "Wir sind in die angenehme Lage versetzt, strategisch mit der Rentabilität von Vertriebserlösen planen zu können."

Dabei setzt er auch auf eine kontinuierliche Erhöhung der Verkaufspreise. "Der Spiegel" wird von der Ausgabe 52 an (vorgezogener Erscheinungstermin: 19.12.) um 10 Cent teurer und kostet 3,8 Euro (im Abonnement: plus 15 Cent auf 3,65 Euro). "Spiegel Geschichte", "Spiegel Wissen" und "Spiegel Spezial" sollen vom nächsten Jahr an 7,50 Euro statt bisher 6,80 Euro kosten. Bedenken, "dass das Auflage kostet", hat Saffe nicht. Um das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" rankt sich eine Vielzahl von Extra- Heften, jüngst wurde "Dein Spiegel" als monatliches Magazin für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren zum Preis von 3,40 Euro aufgelegt.

Langfristig ist es für den Spiegel-Manager durchaus denkbar, "anspruchsvolle journalistische Produkte auch ohne Anzeigenerlöse" zu haben. "Das Anzeigengeschäft muss künftig wie Sahne obendrauf sein." Werbegelder suchten sich andere Kanäle, raus aus Print und rein in digitale Kanäle oder ins Direkt-Marketing, resümierte Saffe. "Diese Veränderung wird weitergehen."

Gewinneinbußen um mehr als ein Drittel

Unterm Strich geht im Spiegel-Verlag 2009 der Gewinn zurück, Saffe rechnet mit einer Einbuße von mehr als einem Drittel. Die Rendite bleibe noch zweistellig, berichtete der Manager. Ein Ergebnis für die Gruppe konnte der Verlagschef noch nicht nennen. Ein Arbeitsplatzabbau in der Gruppe werde moderat - unter Ausnutzung von Fluktuation und Vorruhestandsregelungen - erfolgen und unter 10 % liegen. 2008 waren mehr als 1.300 Mitarbeiter in der Gruppe tätig.

Stellen werden in der Online-Redaktion des "Manager Magazins" mit bisher 22 Mitarbeitern wegfallen, ohne dass Saffe deren Zahl benennen konnte. Das sei der einzige Bereich, der rote Zahlen schreibe, berichtete er. Diese Online-Sparte werde aktuell enger mit der Print- Ausgabe verzahnt. Bei Spiegel TV (rund 350 Mitarbeiter) berichtete der Geschäftsführer von einer "guten Ertragslage".

Für die Mitarbeiter der Fernseh-Sparte und der Online- Redaktion des "Spiegel" werde ein Modell zur Gewinnbeteiligung eingeführt, teilte Saffe mit. Anders als die Mitarbeiter KG als Hauptgesellschafter des Verlags (Anteil: 50,5 %) haben die übrigen Mitarbeiter der Gruppe bisher nicht von Ausschüttungen an die Gesellschafter profitiert. Die übrigen Verlagsanteile halten der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr (25,5 %) und die Erben des Verlagsgründers Rudolf Augstein (gestorben 2002).

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