Der Abschied von Thomson Reuters von der Londoner Börse ist besiegelt. Auf zwei Aktionärstreffen in London und Toronto stimmten die Anteilseigner zu, die Aktien künftig nur noch im kanadischen Toronto und an der New Yorker Börse handeln zu lassen. Damit entfernt sich der Nachrichten- und Finanzdatenanbieter Reuters weiter von seinen Wurzeln. Das Unternehmen war 1851 in London von dem Deutschen Paul Julius Reuter gegründet worden und dort seit 1984 an der Börse gelistet. Das Delisting soll am 10. September umgesetzt werden.
Seit der Übernahme durch die kanadische Thomson-Gruppe im vergangenen Jahr agiert Konzernchef Tom Glocer von New York aus, London ist mit 5.000 Beschäftigten aber immer noch zweitgrößter Standort des Unternehmens. Während das Votum in Toronto durch die Stimmen der Thomson-Eigentümerfamilie Woodbridge gesichert war, zeigten sich in London nicht alle Aktionäre einverstanden. "Es sieht so aus, als bewegte sich alles Richtung Amerika, und das macht mich ein bisschen nervös", sagte Kleinaktionär Allan Ferguson. "Ich glaube, wir werden nur noch irgendein Außenposten sein."
Thomson Reuters hatte das Delisting in London und an der Nasdaq mit einer Vereinfachung der Kapitalstruktur und einer besseren Handelbarkeit der Aktie begründet. Bei britischen Aktionären lägen nur noch ein Viertel der in London notierten Aktien - vor zwei Jahren waren es noch 58 Prozent -, und fünf Prozent des gesamten Kapitals. Der Familie Woodbridge gehören etwa zwei Drittel von Thomson Reuters.
Die in London notierten Aktien waren seit der Fusion stets billiger als die kanadischen Papiere, im Juni lag der Abstand bei 13,6 Prozent. Einige Analysten erklärten dies mit schlechten Erinnerungen von Londoner Investoren an Reuters' Abschneiden im letzten Abschwung. Sie seien schwerer davon zu überzeugen, dass der fusionierte Konzern mit Produkten für Juristen, Buchhalter oder Mediziner weniger von der Konjunktur abhängig ist.