"WirtschaftsBlatt" vertagt Neustrukturierung

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Das "WirtschaftsBlatt" vertagt die geplante Ausgliederung ihrer Redaktion in eine Agentur und damit in einen kostengünstigeren Kollektivvertrag.

Ursprünglich sollte die Neuorganisation am 1.10. erfolgen, Hans Gasser, Vorstandsvorsitzender des Verlages, teilte nach einem Bericht des Branchendienstes etat.at seinen Mitarbeitern aber am 24.9. mit, dass der Termin auf 1.1.2010 verschoben wird.

"Der Vorstand hat sich aus mehreren Gründen dazu entschlossen, die Reorganisation nicht unterjährig vorzunehmen, wir nehmen uns noch ein wenig mehr Zeit, um das in allen Details vorzubereiten", bestätigte Gasser. Mit dem von Gewerkschaft und Betriebsrat für 1.10. vorbereiteten Streik habe die Entscheidung aber "definitiv nichts zu tun".

Franz C. Bauer, Präsident der Journalistengewerkschaft in der GPA, bezeichnete den Aufschub als "Hoffnungsschimmer". Am 2.10. findet die nächste Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaft und Verlegern über einen neuen Journalistenkollektivvertrag statt - "die Verhandlungen werden sicherlich erleichtert, wenn sie nicht mit Arbeitskampf im Nacken geführt werden".

"Wir werden am 1. Jänner definitiv umstellen"

Dass Gasser den Ausgang der Verhandlungen über einen neuen KV abwarten und die Umstrukturierung auf die lange Bank schieben könnte, schloss dieser aus. "Wir werden am 1. Jänner definitiv umstellen." Der Betriebsrat habe bereits konkrete Unterlagen für die Übergangsverträge bekommen. Die Neuordnung des "WirtschaftsBlattes" habe auch nicht direkt mit dem von den Verlegern als zu teuer kritisierten KV zu tun, weshalb Gasser "sicher nicht Verhandlungen abwarten" will, "von denen mir niemand sagen kann, ob und wann sie abgeschlossen werden".

Allerdings habe er die Zusage gegeben, den neuen Journalisten-KV einzuführen - auch rückwirkend, wenn darin jene Punkte beseitigt sind, "die die Verleger derzeit so bedrücken" und er keine wesentliche Verschlechterung für das Unternehmen darstelle. Grundsätzlich hofft Gasser, dass sich die "operativen Aktivitäten der Verlage" positiv auf die Gespräche der Verhandlungspartner auswirken und man rasch zu befriedigenden Ergebnissen komme.

"Die Vernunft hat sich durchgesetzt"

Gewerkschaftschef Bauer begrüßt seinerseits die Entscheidung des "WirtschaftsBlatts" mit den Worten "die Vernunft hat sich durchgesetzt". Ursprünglich hatte sich das "WirtschaftsBlatt" von seinen Mitarbeitern auch einen freiwilligen Gehaltsverzicht erwartet, dieses Ansinnen hat der Vorstand allerdings im Juli zurückgezogen, weil die breite Zustimmung der Belegschaft ausblieb.

Gegen die Ausgliederungen haben der Betriebsrat der Zeitung und die Gewerkschaft für 1.10. einen Streik vorbereitet. Bauer wollte sich dazu allerdings nicht äußern. Grundsätzlich betonte er aber, "dass es sinnvoll ist, sich zu wehren". Er sieht in der "WirtschaftsBlatt"-Entscheidung auch eine Vorbildwirkung für andere Medien, die Neuanstellungen in der Redaktion künftig nicht mehr wie bisher im Tageszeitungs-, sondern im Gewerbe-Kollektivvertrag durchführen wollen.

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