Nachfolger Börnicke

Premiere-Chef Kofler geht überraschend

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Konzernchef Kofler verlässt den Bezahlsender Premiere per 31. August. Der bisherige Finanzvorstand folgt ihm nach.

Premiere-Chef Georg Kofler hat kurz nach seinem Triumph mit der Zurückholung der Fußball-Bundesliga-Rechte überraschend seinen Rückzug von der Spitze des Abosenders angekündigt. Der 50-jährige Südtiroler erklärte am Montag, dass er Premiere Ende August verlassen werde und künftig eine Unternehmensgruppe außerhalb der Medienbranche aufbauen wolle. Nachfolger Koflers auf dem Premiere-Chefsessel wird sein bisheriger Stellvertreter Michael Börnicke, der bisher als Finanzvorstand für die Unternehmensführung mitverantwortlich war.

Börsenkurs brach ein
An der Börse brach der Kurs der Premiere-Aktie nach Bekanntwerden der Nachricht zunächst gegen den aktuellen Börsentrend um über 3 Prozent ein. Kofler, der bereits im Februar ein von ihm gehaltenes Premiere-Aktienpaket im damaligen Börsenwert von über 180 Mio. Euro verkauft hatte, gab zugleich bekannt, dass er sich vergangene Woche von seinen restlichen Anteilen im Wert von geschätzten 23 Mio. Euro getrennt habe. Der Aufsichtsrat habe seiner Vertragsauflösung am Sonntag einvernehmlich zugestimmt.

Will etwas anderes machen
Kofler begründete seinen Rückzug mit seiner persönlichen Lebensplanung. Nach 25 Jahren Tätigkeit in der Fernsehbranche wolle er etwas anderes machen: "Jetzt ist die Zeit für einen Themenwechsel gekommen", erklärte der frühere enge Vertraute des Medienpatriarchen Leo Kirch. Nach der Einigung mit dem Konkurrenten Arena über die Rückkehr der Fußball-Bundesliga zu dem Abosender sei der "Zeitpunkt für einen Führungswechsel bei Premiere jetzt richtig", erklärte Kofler.

Keine längerfristige Vertragsverlängerung
Er habe für sich die Entscheidung getroffen, dass er für eine längerfristige Vertragsverlängerung nicht mehr zur Verfügung stehen wolle. Da nach der Bundesliga-Entscheidung das Unternehmen vor wichtigen strategischen Weichenstellungen stehe, habe er sich zu einem vorzeitigen Wechsel entschlossen, um seinem Nachfolger die Arbeit zu erleichtern.

Kündigt Branchenwechsel an
Kofler, der seine Karriere als Referent des früheren ORF-Generalintendanten Gerd Bacher begann, kündigte an, die Branche wechseln zu wollen: "Ich beabsichtige, als führender Gesellschafter eine Unternehmensgruppe aufzubauen, die sich in ausgewählten Wachstumsmärkten positioniert, allerdings nicht in der Medienbranche."

Kofler übernahm die Führung bei Premiere wenige Wochen vor dem Zusammenbruch des Kirch-Medienimperiums. Der Fernsehmanager sanierte den Pay-TV-Anbieter, dessen immense Verluste zuvor maßgeblich zum Untergang von Kirchs Medienreich beigetragen hatten. Im Februar 2003 holte er die Finanzinvestmentgesellschaft Permira ins Boot und übernahm selbst ein Fünftel der Unternehmensanteile. Der Kurs der Premiere-Aktie, der beim Börsengang noch bei über 30 Euro notierte, halbierte sich jedoch, als Premiere im Dezember 2005 den Milliarden-Poker um die Fußball-Bundesliga-Rechte verlor.

Nachfolger Börnicke freut sich auf neue Aufgabe
Der neue Konkurrent Arena hielt mangels eigener Abonnenten jedoch nicht einmal eine Saison durch und suchte bereits vergangenen Februar die Kooperation mit Premiere und dessen starkem Abo-Vertrieb. Vor knapp einem Monat gestattete das Bundeskartellamt den beiden Konkurrenten unter einigen Auflagen eine enge Zusammenarbeit, die faktisch die Rückkehr der Bundesliga zu Premiere bedeutete.

Der bereits am Sonntag zum Nachfolger bestellte neue Vorstandschef Börnicke sagte, er freue sich sehr auf seine neue Aufgabe. Sie sei eine der reizvollsten im europäischen Mediensektor".

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