Mitarbeiterüberwachung bei Tiger Lacke aufgeflogen

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Nun gibt es auch in Österreich den ersten größeren Fall einer Mitarbeiterüberwachung. Laut "profil" soll die Welser Firma Tiger Lacke ihre Mitarbeiter bespitzelt haben. Geschäftsführer Clemens Steiner: "Aus heutiger Perspektive würden wir das nicht mehr machen." Die Grünen fordern eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft.

Die Bespitzelungsaffäre beschränkt sich nicht nur auf im Jahr 2003 installierten Kameras. Auch E-Mails bestimmter Mitarbeiter wurden mitgelesen und das Internetsurfen sowie das Kommen und Gehen genauestens beobachtet. Darüber hinaus sollen die Krankenstände erfragt und dokumentiert worden sein und anschließend Rankings der Mitarbeiter mit den meisten Krankenständen erstellt worden sein.

Materialschwund als Grund

Als Grund für die versteckten Kameras gab Steiner an, dass damals ein unerklärlicher Materialschwund in der Firma geherrscht hätte. Die Überwachung sei der letzte Schritt gewesen, dies aufzuklären. Kurze Zeit später stellte sich jedoch heraus, dass es sich dabei um einen Buchhaltungsfehler handelte. "Es ging damals darum, Arbeitsplätze zu sichern", so Steiner. Anschließend seien die Kameras laut Management abmontiert und verkauft worden. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Lackherstellers bestreitet dies jedoch - die Aufzeichnungen seien über Jahre hinweg gelaufen und täglich gesichtet worden.

Auch die E-Mails bestimmter Mitarbeiter ohne deren Wissen mitgelesen worden sein. Dazu soll eine Verteilerliste erstellt worden sein, bei der jede eingehende Nachricht gleichzeitig an die Geschäftsführung weitergeleitet wurde. Wie "profil" von Betriebsrat Klaus Wiesinger erfuhr, wurden auch die Krankenstände genauestens protokolliert, abgespeichert und an die Abteilungsleiter verschickt.

Die Grüne-Arbeitsmarktsprecherin Ulrike Schwarz: "Dies ist ein Fall, der gegen die Ethik und die Gesetze verstößt." Sie forderte "die Staatsanwaltschaft auf, hier sofort aktiv zu werden und die Ermittlungen aufzunehmen."

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