Neckermann will Quelle-Schicksal vermeiden

Teilen

Neckermann.de will den Sprung ins Internet-Zeitalter schaffen - 2009 wurde der Jahresverlust um einen zweistelligen Millionenbetrag verringert. Ein positives Gesamtergebnis soll 2012 erreicht werden, im operativen Geschäft bereits 2010. Mittelfristig strebt Vorstandschef Henning Koopmann eine Rendite von 5 % an.

Die Ablösung vom insolventen Arcandor-Konzern sei weit vorangeschritten, so Koopmann. Zur Zukunft des 49-%-Anteils der Arcandor-Tochter Primondo an Neckermann.de lehnte er aber jede Stellungnahme ab. Mehrheitsaktionär bei Neckermann.de ist mit 51 % seit 2008 der US-Finanzinvestor Sun Capital.

Dieser habe Neckermann ausreichend Eigenkapital zur Verfügung gestellt, sagte Koopmann. Sein Unternehmen werde ein Universalversender bleiben, sich dabei aber auf die Kernsortimente Möbel, Technik und Mode konzentrieren und vor allem online wachsen. Dazu seien große Investitionen in Rechnersysteme erforderlich.

Aktuell profitiert der drittgrößte Universalversender von der Quelle-Pleite. Es gebe bereits zahlreiche Anfragen von Quelle-Kunden. Der frühere Quelle-Manager Koopmann bedauerte die Vorgänge in Fürth. Von Missmanagement wollte er nicht sprechen: "Quelle ist in den Gesamtstrudel von Arcandor gezogen worden und dann war kein Geld mehr da. Da konnten viele tolle Sachen nicht mehr zu Ende geführt werden."

Viertgrößter Onlinehändler Deutschlands

Mit einem Marktanteil von 2,8 % sieht sich Neckermann als viertgrößter Onlinehändler auf dem deutschen Markt. Derzeit liege der Umsatzanteil über das Internet bei 60 %. Dennoch würden die klassischen Katalogbesteller auf Jahre weiterhin mit guten Angeboten versorgt. Neckermann drucke auf jeden Fall einen Katalog für das kommende Frühjahr.

Nach Angaben des erst in diesem Jahr komplett neu eingesetzten Managements wird im laufenden Jahr in Deutschland ein Umsatz von 747 Mio. Euro nach rund 820 Mio. Euro im Jahr 2008 erzielt. Bereits 2010 werde mit 823 Mio. Euro wieder das alte Niveau erreicht. Man habe sich gezielt von unprofitablen Umsätzen getrennt. Unter der Ägide des Finanzinvestors Sun hat es bereits mehrere Sparrunden gegeben, zum Jahresende soll der Vertriebsaußendienst mit rund 150 Leuten geschlossen werden. Darüber laufen derzeit Sozialplanverhandlungen.

Neckermann.de ist die Versandsparte des früheren Familienunternehmens, das auch Reisen, Fertighäuser und Versicherungen verkaufte. Neckermann.de beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit noch 4.300 Menschen, davon 2650 in Deutschland. Das Touristikunternehmen Neckermann Reisen ist unabhängig davon Teil des deutsch-britischen Konzerns Thomas Cook.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.