Bis Ende 2012

Nokia streicht weltweit 7.000 Stellen

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Die Software-Aktivitäten Symbian werden an Accenture ausgelagert.

Im harten Kampf gegen Apples iPhone will der einst unangefochtene Handy-Platzhirsch Nokia seine Kosten im Milliarden-Umfang senken und 7.000 Stellen abbauen. Zudem gliedert der finnische Konzern seine inzwischen nahezu bedeutungslose Handysoftware-Sparte Symbian an den US-Tech-Dienstleister Accenture aus. Nokia war im Februar eine Handysoftware-Allianz mit Microsoft eingegangen und will damit den Abstieg aus der Topliga der Handybauer verhindern. Damals hatte Nokia bereits einen Abbau von Stellen und Ausgabenkürzungen angekündigt ohne konkrete Zahlen zu nennen.

4.000 ganz weg, 3.000 an Accenture
4.000 Stellen sollen nun ganz gestrichen kappt werden, zudem gehören die 3.000 Mitarbeiter von Symbian künftig zu Accenture, wie Nokia am Mittwoch mitteilte. Damit fällt fast jeder achte Arbeitsplatz in Nokias Telefonsparte weg. Dadurch sollen die Kosten im Bereich Entwicklung von zuletzt 5,65 Mrd. Euro jährlich ab 2013 um eine Milliarde gesenkt werden. Bei den Anlegern trafen die Pläne auf Zustimmung: Die seit langem gebeutelte Nokia-Aktie legte drei Prozent zu.

Betroffen von dem Stellenabbau sind vor allem Großbritannien und Dänemark - hier vor allem Kopenhagen mit 950 Beschäftigten - sowie am Stammsitz Finnland, wo 1.400 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Zudem soll die zweite Firmenzentrale im US-Bundesstaat New York geschlossen werden. Damit haben sich auch Spekulationen in finnischen Medien erübrigt, wonach Nokia die Verlegung seinen Firmensitzes in die USA plant.

Finnen sind weiter Nummer Eins
Nokia ist gemessen an der Zahl der verkauften Handys noch immer die weltweite Nummer Eins. Bei den boomenden Smartphones ist der Marktanteil in den vergangenen Jahren aber drastisch gesunken. Im ersten Quartal 2011 fiel er von 33 auf 29 Prozent. Mit einem Absatz von 24,2 Mio. Smartphones lag Nokia zwar noch vor Apple mit 18,7 Mio. iPhones. Die Konkurrenz der Finnen ist aber vor allem bei den teureren Geräten stark. Für das erste Quartal hatte Nokia zudem einen Gewinnrückgang ausgewiesen, der allerdings glimpflicher ausfiel als von Experten erwartet. Außer Apple machen Nokia auch Rivalen mit Googles Handy-Software Android zu schaffen.

Nokia-Chef Stephen Elop erklärte, das Wettbewerbs-Umfeld  habe sich rasant verändert. Der Manager war 2010 vom US-Softwareriesen Microsoft zu Nokia gekommen und hatte den damaligen Konzernchef Olli Pekka Kallasvuo abgelöst. Er ist der erste Nicht-Finne an der Nokia Spitze und soll dem Konzern zu mehr Schlagkraft im Smartphone-Geschäft führen.

Potential in der App-Entwicklung
Accenture soll sich künftig für die Aktivitäten der Nokia-Software kümmern. Darunter fallen auch die Bereiche, die auf der Windows-Plattform von Microsoft laufen. Accenture profitiert von der Übernahme Analysten zufolge dadurch, dass der US-Konzern künftig auch die Möglichkeit zur Entwicklung von Mobilfunk-Applikationen hat.

Branchenexperten nannten die Symbian-Ausgliederung an Accenture denn auch klug. Das sei für Nokia der schnellere und kostengünstigere Ausstieg im Vergleich zu einer Einstellung der Geschäfte mit vollen Abfindungen für alle Mitarbeiter. "Dadurch fokussiert sich Nokia bei der Software nun klar auf Microsoft", sagte Analystin Carolina Milanesi von Gartner. "Das zerstreut mögliche Zweifel daran, wohin Nokias Weg geht."

Nokias Telekom-Ausrüstungskooperation mit Siemens, Nokia Siemens Networks, hat seit Aufnahme seiner Arbeit im Jahr 2007 inzwischen etwa 9.000 Stellen abgebaut.

 

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