Der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia hat im zweiten Quartal einen kräftigen Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Der Nettoumsatz fiel - verglichen mit dem Vorjahreszeitraum - um rund ein Viertel von 13,2 auf auf 9,9 Mrd. Euro. Am Markt waren im Schnitt 10,1 Mrd. Euro erwartet worden. Der Nettogewinn sank von von 1,1 Mrd. auf 287 Mio. Euro.
Nicht nach den internationalen Bilanzregeln IFRS gerechnet, sank das Ergebnis auf 0,15 Euro nach 0,37 Euro vor Jahresfrist. Für den Rest des Jahres rechnet der Konzern mit einem stabilen Marktanteil bei Mobiltelefonen.
Nokia bei schrumpfendem Absatz pessimistisch
Nokia leidet stärker unter der Flaute am Mobilfunkmarkt als erwartet und sieht vorerst keine Aussicht auf neues Wachstum. Für das Gesamtjahr rechnet der Branchenprimus nur noch mit einem stabilen Marktanteil. Zuvor hatten die Finnen trotz der Krise noch gehofft, ihren Marktanteil steigern zu können.
Im zweiten Quartal kam Nokia eigenen Schätzungen zufolge auf einen Marktanteil von 38 Prozent, nach 37 Prozent im ersten Quartal. Vor einem Jahr hatten die Finnen noch 40 Prozent Marktanteil. Nokia verkaufte zwischen April und Juni mit rund 103 Mio. Geräten über 15 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.
Der Nokia-Kurs brach nach den Neuigkeiten um rund 8,3 Prozent ein. Vor allem die gesenkte Marktanteils-Prognose trübe die Stimmung. Auch der Umsatz und die Entwicklung der Verkaufspreise hätten enttäuscht. Diese Kennzahl war erneut gesunken - die Finnen erkämpfen ihren Marktanteil zum Teil mit Billiggeräten. Die Handys kosteten im Durchschnitt 62 Euro, im ersten Quartal waren es noch 65 Euro gewesen. Konkurrent Sony Ericsson hatte seinen Durchschnittspreis im zweiten Quartal hingegen leicht steigern können.
Nachfragerückgang "scheint sich der Talsohle zu nähern"
Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo sprach von einem "weiteren harten Quartal". Allerdings scheine sich der Nachfragerückgang der Talsohle zu nähern. An seiner negativen Jahresprognose für die gesamte Branche hielt Nokia trotzdem fest. Das Unternehmen rechnet weiterhin damit, dass in der gesamten Branche rund 10 Prozent weniger Mobiltelefone verkauft werden. Im Ausrüstergeschäft rechnet Nokia mit einem ähnlichen Abschwung.
Die als Sorgenkind geltende Netzwerksparte Nokia Siemens Networks (NSN) verbuchte im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang um 21 Prozent auf 3,2 Mrd. Euro. Im operativen Geschäft erwirtschaftete das Gemeinschaftsunternehmen ein Minus von 188 Mio. Euro. Aktuell bekommt NSN wieder Auftrieb: In Brasilien wird NSN in den kommenden fünf Jahren die Netze von Oi betreiben - das spült 1,1 Mrd. Euro in die Kassen von NSN und macht das Joint-venture zum größten Telekomzulieferer in Lateinamerika.