Österreich will von Libyens Aufschwung profitieren

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Österreich will seine Wirtschaftsbeziehungen zu Libyen ausbauen und vom Aufschwung des Landes profitieren. WKÖ-Chef Leitl besuchte den afrikanischen Staat mit einer 40-köpfigen Delegation, um weitere Geschäfte im Bau- und Infrastrukturbereich anzubahnen.

"Libyen ist ein Land, das von der Wirtschaftskrise unbeeinflusst ist. Auch wenn das Land von der Vergangenheit geprägt ist, ist es ein Land mit Zukunft", machte Leitl österreichischen Firmenvertretern in Tripolis Mut. Österreich habe in Libyen einen hohen Stellenwert.

China habe vor 20 Jahren mit dem Aufholprozess begonnen, Indien vor 10 Jahren. Jetzt steht Libyen "in den Startlöchern", so der WKÖ-Präsident. "Daher müssen wir jetzt hier sein, um dann in der Zielgeraden dabei zu sein.

Gespräche mit dem Infrastruktur- und dem Wirtschaftsminister hätten geholfen, den "Sympathiebonus Österreichs in Libyen weiterzuentwickeln", sagte Leitl. Auch konkrete Zusagen der Minister habe es gegeben, "österreichische Unternehmen mit gutem Ruf" bevorzugt zu behandeln.

Libyen ist mit einem Bruttosozialprodukt von 17.600 Dollar pro Kopf das reichste Land Afrikas mit den größten Erdölreserven des Kontinents. Nach dem Ende der Sanktionen im Jahr 2004 ist das Land wieder zum Leben erwacht und versucht einerseits, das Image des "Schurkenstaates" loszuwerden und andererseits, den Anschluss an die internationale Staatengemeinschaft zu finden.

Libyen hat 100 Mrd. Dollar an Investitionsreserven

Libyens Wachstum für 2009 wird zwar mit "nur" 4 % angenommen, darin sind allerdings bereits der starke Rückgang der Ölpreise sowie die OPEC-Förderkürzungen inkludiert. Der Großteil des Wachstums entsteht aber mittlerweile außerhalb des Ölsektors, allen voran in der Bauindustrie.

Libyen soll modern werden und als Vorzeigeland gelten, so die Vorgabe von Muammar Gaddafi, nach 40 Jahren der am längsten dienenden Staatschef der Welt. Im Budget für 2009 sind etwa 13 Mrd. Euro für die Modernisierung des Landes vorgesehen. Der libysche Sovereign Wealth Fund, die Investitionsbehörde des Landes, verfügt über 100 Mrd. Dollar an Reserven.

Das Bestreben Libyens, neue Investoren anzuwerben, ist aber bisher nur mäßig erfolgreich gewesen. Eine Vielzahl von Staatsbetrieben sucht nach einem strategischen Investor, der die komplett veralteten und maroden Betriebe modernisiert und konkurrenzfähig für den Weltmarkt macht. Im Immobiliensektor sind nun libysche Fonds und staatliche Institutionen für die im Zuge der Wirtschaftskrise abhandengekommenen Investoren eingesprungen.

Österreichische Firmen spielen eine bedeutende Rolle im libyschen Bausektor. Zugpferde sind neben OMV und Vamed die Asamer-Gruppe. Auch die VA Tech Wabag und Strabag sind mit Niederlassungen vertreten; neue Großunternehmen im Libyen-Geschäft sind Porr durch ein Joint Venture mit der türkischen Renaissance-Gruppe und Wienerberger, an der die Libyan Investment Authority eine Minderheitsbeteiligung erworben hat. In Summe gibt es knapp 20 österreichische Niederlassungen in Libyen.

Voraussetzung für Bauleistungen in Libyen ist die Gründung einer Niederlassung. Die Bestimmungen und bürokratischen Erfordernisse sind laut David Bachmann, dem österreichischen Handelsdelegierten in Libyen, aber "umfangreich" und erforderten viel Geduld und einen langen Atem. Auch eine Mindestbeteiligung von 35 Prozent eines libyschen Partners ist verpflichtend.

Im Tourismusbereich fehlt nach wie vor der Initialfunke eines größeren Projektes, wobei das strikte Alkoholverbot Ressorts wie in den Nachbarländern Tunesien und Ägypten nur schwer realisieren lässt. Auch die noch starke Verschmutzung der Küste vor der Hauptstadt Tripolis dürfte Tourismusprojekte behindern.

Österreichs Außenhandel mit Libyen boomt. Bei einem Rückgang der Gesamtexporte Österreich im ersten Halbjahr von 25 % sind die österreichischen Lieferungen nach Libyen in diesem Zeitraum um 24 % gestiegen, nachdem bereits 2007 und 2008 Zuwachsraten von jeweils mehr als 20 % verzeichnet wurden. Für 2009 wird mit einem neuen Höchstwert von mehr als 100 Mio. gerechnet, nach 92 Mio. Euro 2008. Von den 100 größten Exportdestinationen Österreichs weist laut österreichischem Handelsdelegiertem in Libyen, David Bachmann, nur Pakistan stärkere Wachstumsraten bei den heimischen Ausfuhren aus.

Die Handelsbilanz Österreichs mit Libyen ist wegen der großen Rohöllieferungen traditionell stark negativ. Libyen ist für Österreich einer der fünf größten Lieferanten von Erdöl. 99,6 %nt aller Exporte nach Österreich sind Erdöl.

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