Atomkraft künftig weltweit auf dem Rückzug

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Das Schweizer Prognos Institut erwartet in den nächsten 20 Jahren keine Renaissance der Kernenergie.

Die Marktforscher haben für das deutsche Umweltministeriums untersucht, wie sich angesichts zahlreicher geplanter Reaktorneubauten der Bestand an Kernkraftwerken entwickeln wirde, berichtet die "Süddeutschen Zeitung".

Der AKW-Bestand werde wegen des Alters der Reaktoren sukzessive sinken, erwartet das Institut. "Altersbedingte Abschaltungen" führen dazu, "dass die Zahl der Reaktoren, die installierte Leistung und die Stromerzeugung in Kernkraftwerken deutlich zurückgeht". Dadurch reduziere sich die Zahl der weltweit betriebenen Kernkraftwerke bis 2020 um 22 %, bis 2030 um 29 %.

Derzeit sind weltweit 436 Kernkraftwerke in Betrieb. Zahlreiche Länder hatten in den vergangenen Jahren angekündigt, neue Reaktoren errichten zu wollen. Die Prognos-Forscher erwarten aber, dass nur rund 35 % der Projekte realisiert werden. Gründe seien häufig Probleme bei der Finanzierung oder politische Instabilität.

Massive Konflikte befürchtet

Laut "Süddeutscher" fürchtet vor allem die RWE in den kommenden Jahren massive Auseinandersetzungen um die Atomkraft in Deutschland. In Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Renate Künast und Jürgen Trittin, hat RWE-Chef Jürgen Großmann um Gespräche mit beiden gebeten. "Sicherlich sollte ein Thema sein, wie wir bürgerkriegsähnliche Zustände bei der Kernenergie in Zukunft vermeiden können", zitiert die Zeitung aus dem Schreiben.

Künast sagte, die AKW-Betreiber hätten den mühsam errungenen Atomkonsens einseitig aufgekündigt. "Den heraufziehenden Konflikt schaffen Herr Großmann und Co. - nicht die Menschen, die von ihrem demokratischen Recht auf Meinungsfreiheit, ihrem Demonstrationsrecht und dem schlichten Recht, den Stromanbieter zu wechseln, Gebrauch machen."

Union und FDP wollen die Laufzeiten von Atomkraftwerken verlängern. Darauf haben sie sich auf Arbeitsgruppenebene in ihren Koalitionsverhandlungen verständigt.

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