Frankreich plant Weiterbetrieb seiner ältesten AKW

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Während in Deutschland der Streit um die AKW-Laufzeiten an Schärfe gewinnt, sind in Frankreich die Weichen dafür längst gestellt.

Mehrere der ältesten Meiler werden derzeit einer intensiven Inspektion unterzogen. Das vom staatlichen Energiekonzern EdF verfolgte Ziel ist jeweils das gleiche: Die Laufzeit der Anlagen, die vor 30 Jahren in Betrieb genommen wurden, sollen um weitere 10 Jahre verlängert werden.

Begonnen hat im Sommer eine 10-Jahres-Inspektion im südfranzösischen Atomkraftwerk Tricastin nördlich von Avignon, in wenigen Tagen soll auch im elsässischen Meiler Fessenheim eine umfangreiche Generalüberprüfung beginnen. Dabei gelten sowohl Fessenheim als auch Tricastin als besonders pannenanfällige Kraftwerke.

So waren in dem Atommeiler am Oberrhein bereits bei der letzten Großinspektion 1999 deutliche Zeichen von Materialermüdung festgestellt worden, unter anderem am Reaktorbehälter, dem Herz der Anlage. Seither wurden zahlreiche sicherheitsrelevante Pannen gemeldet, allein 2008 sieben.

Atomkraftgegner auf beiden Seiten den Rheins, die für Samstag (3.10.) zu einer Großdemo im elsässischen Colmar aufgerufen haben, verweisen zudem auf das Erdbebenrisiko am Oberrhein. Zwar hat das französische Amt für Strahlenschutz IRSN bereits vor mehreren Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Erdbebensicherheit gefordert. Dies stößt bei EdF aber wegen der hohen Kosten auf Widerstand.

Tricastin sorgte 2008 gleich mehrmals für Schlagzeilen. Zunächst liefen im Juli 6 Kubikmeter uranhaltige Flüssigkeit aus und gelangten in die Umwelt. Kurz danach verkeilten sich beim Austausch von Brennelementen 2 der uranhaltigen Behälter und drohten wochenlang, auf die anderen 155 Brennstoffcontainer zu stürzen.

Trotz dieser Pannen stehen die Chancen für EdF gut, für die beiden Atomanlagen eine Betriebserlaubnis für weitere zehn Jahre zu bekommen. Schließlich verkündete die französische Behörde für Atomsicherheit (ASN) kürzlich, sie sehe "kein generelles Problem" in einer Laufzeit von "bis zu 40 Jahre". Offiziell entschieden werde das aber erst Ende 2010.

Die Atomkraftgegner sind freilich überzeugt, dass der Beschluss für eine Laufzeitverlängerung längst gefallen ist. Im Haushalt von EdF werde schon seit 2003 eine 40-jährige Betriebsdauer der 34 französischen Druckwasserreaktoren mit einer Kapazität von 900 MW zugrunde gelegt, sagt der Sprecher der Anti-Atominitiative Sortir du Nucléaire, Stéphane Lhomme.

Bis 2016 sollen dann die 10-Jahres-Inspektionen aller 900-MW-Reaktoren abgeschlossen sein. Mit einem Nein zur Verlängerung auch nur eines Reaktors rechnet bei Sortir du Nucléaire niemand. "Da müssten die ASN-Inspektoren schon etwas ganz Dramatisches finden", sagt Lhomme. Das Netzwerk appelliert an die Inspektoren der Aufsichtsbehörde ASN, sich nicht einschüchtern zu lassen.

EdF erhofft sich von den Laufzeitverlängerungen Einsparungen in Milliardenhöhe. Nicht von ungefähr signalisierte der Konzern bereits, er peile sogar Laufzeiten von 60 Jahren an. Dafür spricht aus Sicht des Stromriesen auch, dass sich der Bau der nächsten Reaktorgeneration als langwieriger und kostspieliger herausstellt als zunächst angenommen.

So kann der erste Europäische Druckwasserreaktor (EPR), der derzeit in Flamanville am Ärmelkanal gebaut wird, frühestens 2013 in Betrieb genommen werden, ein Jahr später als geplant. Außerdem wird die Anlage um 1/5 teurer als gedacht: Nach jüngsten Berechnungen wird sie statt 3,3 mindestens 4 Mrd. Euro kosten.

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