Iran als Gaslieferant für Nabucco nicht notwendig

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Das europäische Pipeline-Projekt Nabucco unter Federführung der OMV kann nach Ansicht des früheren deutschen Außenministers, Joschka Fischer, auch ohne Gaslieferungen aus dem Iran auskommen. "Es gibt genug Gas in der Region, einschließlich im Nordirak", sagte Fischer - nunmehr Berater für das Projekt - in Brüssel. "Man braucht den Iran dafür nicht." Europa müsse das Projekt politisch klar und rasch unterstützen, forderte Fischer. "Die größten Hindernisse sind politischer Natur."

Er halte es für eine clevere PR-Initiative, wenn behauptet werde, Nabucco brauche auch Gas aus dem Iran, sagte Fischer bei einem Pressegespräch zusammen mit dem RWE-Konzern, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist. Auch Katar sei als Lieferant für Nabucco in Diskussion. Alle anderen Pipeline-Projekte hätten nicht dieselbe strategische Bedeutung für Europa wie Nabucco. Die geplante russische South-Stream-Leitung koste dreimal so viel und habe mit technischen Problemen zu kämpfen. South-Stream sei eher "ein virtuelles Projekt", um Hindernisse für Nabucco aufzubauen, sagte Fischer.

"Europa darf keine Monopole akzeptieren"

Russland unterstütze das Nabucco-Projekt nicht, obwohl es zu russischen Gaslieferungen für Europa wegen des steigenden Bedarfs auch in Zukunft keine Alternative gebe, sagte Fischer. In Hinblick auf Moskau betonte er aber: "Europa darf keine Monopole in seiner Energieversorgung akzeptieren ... Es wäre sehr ungesund, wenn wir nur von einem Versorger abhängen." Eine Konkurrenz zwischen Nabucco und der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nordstream zwischen Russland und Deutschland sieht Fischer nicht. Sollte Nabucco scheitern, "wäre dies ein Desaster", sagte Fischer - sowohl geopolitisch als auch für die europäische Energiesicherheit. Die Versorgungsausfälle infolge der russisch-ukrainischen Gaskrise zu Jahresbeginn seinen ein mächtiger Anstoß für mehr Diversifizierung gewesen.

Fischer will im Herbst als Berater für das Nabucco-Projekt parallel Gespräche mit der neuen deutschen Regierung, mit der neuen EU-Kommission und mit der US-Regierung führen, wie er sagte. Dazu kämen Kontakte mit der Türkei als wichtigstes Transitland und den potenziellen Gaslieferanten Aserbaidschan und Turkmenistan. Gespräche will Fischer auch mit Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich führen - jene Länder, durch welche die Nabucco-Pipeline in der EU verlaufen soll.

Der deutsche Ex-Außenminister hob auch die Bedeutung der Türkei als Transitland für Nabucco im Kontext mit Ankaras EU-Beitrittsverhandlungen hervor. "Es wäre so einfach gewesen, ein Signal zu geben, als (der russische Premier Wladimir, Anm.) Putin in Ankara war, indem man das Energiekapitel eröffnet hätte." Die europäischen Interessen hätten zu einem solchen Schritt führen sollen.

Noch 2010 sollte der Startschuss für den Bau der Pipeline fallen, sagte Fischer. RWE sieht den tatsächlichen Baubeginn für 2011 vor, in Betrieb gehen sollte die Pipeline demnach 2014.

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