Tschechien will Atomenergie weiter ausbauen

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Tschechien hat einen weiteren Schritt in Richtung der Erweiterung seiner AKW im südböhmischen Temelin und im südmährischen Dukovany getan. Die Prager Regierung billigte am 20. Juli ein Dokument des Ministeriums für Regionen unter dem Namen "Politik der territorialen Entwicklung", in dem die Bedingungen für die Realisierung strategischer Bauvorhaben wie Autobahnen, Flughäfen oder Kraftwerke aufgelistet werden.

Das Strategiepapier bedeutet nicht, dass die einzelnen Projekte bereits beschlossen sind. Es signalisiert aber, welche Projekte ins Auge gefasst werden könnten. Darunter sei eine Erweiterung Temelins und Dukovany, hieß es. Premier Jan Fischer sagte dazu vor Journalisten, das Papier nehme keine "fatalen Entscheidungen" vorweg, weil es nicht festlege, was und wo gebaut werde.

Außer dem Ausbau Temelins und Dukovany geht aus dem Dokument laut Medienberichten die Möglichkeit hervor, dass in Tschechien auch ein völlig neues Atomkraftwerk errichtet werden könnte - im nordmährischen Blahutovice bei Novy Jicin. Zwar ist von einem AKW nicht direkt die Rede, das Dokument beinhaltet aber den Hinweis auf ein neues Wasserbecken, das ein AKW für seinen Betrieb brauchen würde.

Temelin vor Ausbau

Am weitesten sind die Pläne zur Erweiterung von Temelin fortgeschritten, auch wenn diese noch nicht offiziell beschlossen wurde. Der Tschechische Energiekonzern (CEZ) hatte bereits im vergangenen Jahr eine UVP für dieses Projekt beantragt. Konkret sollten in Temelin zwei zusätzliche Blöcke aufgebaut werden. In Temelin gibt es zur Zeit zwei 1.000-MW-Blöcke. Die UVP sollte etwa Mitte 2010 abgeschlossen sein.

Mit dem Beginn der Bauarbeiten rechnet die CEZ im Jahr 2013, wobei der erste der beiden neuen Blöcke etwa 2020 fertiggestellt werden soll. Der endgültige Beschluss zur Erweiterung Temelins wird von der künftigen Regierung erwartet, die aus den vorgezogenen Parlamentswahlen im Oktober hervorgeht. Praktisch alle tschechischen Parteien unterstützen den Ausbau der Atomindustrie. Die einzige Ausnahme sind die Grünen, denen jedoch wenig Chancen für den Einzug in das Abgeordnetenhaus gegeben werden.

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