Am 23. August vor 75 Jahren starb der österreichische Techniker und Forscher Viktor Kaplan. Mit einer seiner Erfindungen, der nach ihm benannten Turbine, revolutionierte er die Nutzung der Wasserkraft. Kaplan-Turbinen bewähren sich bis heute vor allem an Flüssen mit hohem Wasserdurchfluss aber geringem Gefälle, etwa an der Donau. Auch im jüngsten Donaukraftwerk, dem Kraftwerk Freudenau, erzeugen sechs Kaplan-Turbinen Strom.
Die Welt der Technik und Maschinen wurde ihm buchstäblich schon in die Wiege gelegt, er kam als Sohn eines Bahnbeamten am 27. November 1876 im Bahnhofsgebäude von Mürzzuschlag zur Welt. Die Familie hatte dort eine Dienstwohnung. Die Umgebung beeinflusste dann auch bald seine Interessen, schon als Kind und Jugendlicher baute er Elektromotoren aus Stricknadeln oder Dampfmaschinen aus alten Patronenhülsen.
Nach der Matura entschloss sich Kaplan zum Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Wien und erwarb im Jahre 1900 sein Ingenieursdiplom. Nach einem Jahr in der Kriegsmarine versuchte sich der junge Ingenieur in der Privatwirtschaft, konstruierte und verbesserte Diesel-Einspritzmotoren. Nach einigen Misserfolgen fanden seine Arbeiten auch akademische Anerkennung, er bekam eine Stelle als Konstrukteur an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn. Es folgten der Erwerb des Doktortitels an der Technischen Hochschule in Wien und der Aufbau eines Labors für Wasserkraftmaschinen in Brünn.
Am 28. Dezember 1912 meldete Kaplan seine "Kreiselmaschine I" zum Patent an. Am 19. September 1913 folgte die "Kreiselmaschine II", eine verbesserte Version mit verstellbaren Laufrädern, die sich dem jeweiligen Wasserfluß anpassen können. Es ist jene Kaplan-Turbine, die in kaum veränderter Version bis zum heutigen Tag in Verwendung ist. Kaplan ließ sich bei der Konstruktion der Maschine vor allem von der Schiffsschraube inspirieren. Das Herzstück besteht aus einem stromlinienförmigen Rotationskörper, der vier Schaufelblätter trägt. Auch diese Schaufelblätter haben Stromlinienform, wodurch das Verwirbeln des abströmenden Wassers verhindert wird.
Durch die Vorteile der neuen Turbinenart konnten die Drehzahlen gegenüber zuvor entwickelten und verwendeten Geräten bis auf das Dreifache gesteigert werden. Der ursprüngliche Wirkungsgrad von 86 konnte in den folgen Jahren auf über 90 Prozent verbessert werden.
Nach den ersten Erfolgen mit seiner Turbine erlitt Kaplan das Schicksal vieler Erfinder, ein zermürbender Kampf um die Anerkennung seiner Schöpfung. Unter anderem reklamierte der Amerikaner Forrest Nagler die Innovation für sich. Erst im Jahre 1925 wurden alle Nichtigkeitsklagen gegen sein Hauptpatent ein für allemal abgewehrt.
Auch wenn dem weltweiten Siegeszug der Turbine nun nichts mehr im Wege stand, hatten die jahrelangen Prozesse die Gesundheit des Erfinders angegriffen. Kaplan zog sich auf seinen Landsitz Rochuspoint in Unterach am Attersee zurück. In seinen letzten Jahren schaffte sich Kaplan dort eine idyllische kleine Welt mit Obst- und Gemüsekulturen. Auch versuchte er sich, beseelt von dem Gedanken, sich selbst versorgen zu wollen, als Imker. Kaplan starb am 23. August 1934 im Alter von 57 Jahren in seinem Arbeitszimmer.