Der Hauptsitz der neuen Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) kommt nach Abu Dhabi. Der Mitbewerber Bonn erhält dafür ein Innovations- und Technologiezentrum und Wien ein Verbindungsbüro für Kontakte zur UNO im Bereich Energie und zu anderen internationalen Institutionen. Umweltminister Niki Berlakovich (V) begrüßte die Entscheidung. "Ich freue mich über diese Lösung, die die Stärken aller Bewerber berücksichtigt und zusammenführt", erklärte Berlakovich in einer Aussendung.
Die Entscheidung für die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate fällte die IRENA-Konferenz mit Vertretern aus 129 Ländern in der ägyptischen Stadt Sharm-el-Sheikh. Österreich beherberge viele zentrale UN-Organisationen und hier gebe es bereits eine gute Basis für eine verstärkte Zusammenarbeit, ergänzte der Umweltminister seine Ausführungen. Darüber hinaus werde Österreich im Bereich der erneuerbaren Energien EU-weit Vorreiter und könne in dieser neuen Verantwortung sein Know-how zur Verbesserung der globalen Energiesituation und den Klimaschutz einbringen.
Die deutsche Bundesregierung, die sich selbst als Vorreiter bei der Förderung erneuerbarer Energien sieht, hatte Bonn für den Sitz des IRENA-Sekretariats ins Rennen geschickt. Der deutsche Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten für die Stadt am Rhein geworben. Bonn ist bereits UN-Standort und Heimat des Weltklimasekretariats sowie etlicher Entwicklungsorganisationen und galt lange Zeit als Favorit.
Großzügige finanzielle Unterstützung
Der Wüsten- und Ölstaat Vereinigte Arabische Emirate stellte aber großzügige finanzielle Unterstützung für IRENA in Aussicht und warb zusätzlich mit der Finanzierung von Öko-Projekten. Der Delegierte aus dem Ölstaat bot auch gleich die Übernahme aller Betriebskosten des Sekretariats "auf ewig" an. So musste sich Deutschland schlussendlich den Öl-Emiraten geschlagen geben. "Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden", sagte eine Sprecherin der Delegation aus Abu Dhabi.
Gabriel begrüßte die Lösung als "fairen und sachgerechten Kompromiss". Eine Kampfabstimmung zwischen den Bewerberstädten sei vermieden worden. "Sie hätte den fatalen Eindruck einer künstlich aufgeladenen Nord-Süd-Teilung hinterlassen." Für den deutschen Bundesumweltminister ist IRENA "schon heute ein unglaublicher Erfolg". In den letzten 60 Jahren habe es keine derart erfolgreiche Initiative Deutschlands gegeben. "Diesen Erfolg Deutschlands wollten wir nicht durch eine Kampfabstimmung und die damit verbundenen Spaltungen gefährden."
Die Agentur IRENA soll weltweit den Ausbau erneuerbarer Energien wie Solar- und Windenergie oder Biomasse vorantreiben. Sie soll vor allem die Regierungen dabei beraten, wie sie die Möglichkeiten der erneuerbaren Energien optimal nutzen. Die Hilfen reichen dabei von technischen Fragen bis zur möglichen Finanzierung von Projekten. Die Mitgliedschaft steht allen Staaten offen, die Mitglieder der Vereinten Nationen sind.
Die IRENA (International Renewable Energy Agency) war im Jänner 2009 in Bonn gegründet worden. Inzwischen beteiligen sich 130 Staaten. Für das Innovations- und Technologiezentrum stellt Deutschland vier Millionen Euro Starthilfe und zwei bis drei Millionen Euro pro Jahr bereit.