Milliardenverlust

Österreichs wichtigster Banker warnt vor Nullzinsen

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Laut Andreas Treichl verlieren Österreicher Jahr für Jahr Milliarden. Die Politik dürfe dazu nicht mehr schweigen.

Der Chef der Erste Group, Andreas Treichl, hat am Mittwoch erneut zu heftiger Kritik an der anhaltenden Negativzinspolitik der Euro-Zentralbank ausgeholt. Die Folgen seien ernst und problematisch. Die Politik dürfe nicht mehr dazu schweigen.

Die Negativzinsen fressen die Zinsen auf, kritisiert die Erste. Das werde wohl noch länger so bleiben. Die Österreicher hätten aufgrund der Zinssituation und ihrer Veranlagungsgewohnheiten im vergangenen Jahr weit über 5 Milliarden Euro an Vermögen verloren. Dass darüber von politischer Seite überhaupt nicht geredet werde, findet Treichl kritikwürdig. Auch den Hinweis, dies sei nur Sache der EZB und der Banken, lässt er nicht gelten.

Es sei gut, dass Politiker sich nicht in die Zentralbankpolitik einmischten, fügte Treichl hinzu. Es gebe aber Möglichkeiten außerhalb des Tätigkeitsbereichs der EZB; da gehe es um Finanzbildung, Steuergesetzgebung und den Bedarf an einem funktionierenden Kapitalmarkt. "Das muss die Politik realisieren." Denn es gebe einen ganz direkten Link zwischen der Absenz eines Kapitalmarktes und der Entwicklung, dass junge Familien sich keine Wohnungen mehr leisten könnten. Das müsse aufgegriffen werden.

Viel werde über eine "Japanisierung Europas" geredet - also niedriges Wachstum und jahrzehntelange Nullzinsen wie in Japan. Europa sei schon mittendrin, meint Treichl. Das Problem sei aber, "dass die Europäer keine Japaner sind", die in der Regel sehr diszipliniert und langfristig orientiert seien. Japaner, die sich in jungen Jahren keinen Wohnraum leisten könnten, lebten jahrelang bescheiden, sparten 20 bis 25 Jahre an, bis sie mit 40 oder 50 genügend Geld auf der Bank haben als Sicherheit für einen Wohnbaukredit, der dann über die nächsten 20 Jahre mit nahezu null Zinsen zurückgezahlt werde. "Ich weiß nicht, ob junge Menschen bei uns so ticken."
 

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