Influenza-Impfung schützt und spart Kosten

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Als vor einigen Jahren die "Vogelgrippe" (H5N1) drohte, schaltete die österreichische Bevölkerung blitzschnell auf Impfen und den Kauf von Neuraminidase-Hemmern. Doch die jährliche saisonale Influenza lockt scheinbar zu wenige Menschen hinter dem Ofen hervor. Österreich hinkt beim Impfschutz weiter hinter anderen Staaten nach, hieß es am Donnerstag (25. Juni) im Rahmen einer Podiumsdiskussion beim Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) in Wien.

"Die Erfahrungen von 2008 waren fürchterlich. Wir hatten einen Tiefststand an Influenza-Impfungen und 450.000 Erkrankungsfälle - und auch noch 25.000 bis 30.000 Packungen an Neuraminidase-Hemmern (Tamiflu/Relenza, Anm.) wurden abgegeben. Die Zahl der abgegebenen Impfungen lag unter einer Million Dosen. Unsere Impfempfehlungen sind die besten der Welt, unsere Umsetzung gehört zu den schlechtesten der Welt", sagte der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze.

Ein Problem in der Argumentation für die jährliche Influenza-Impfung - am besten für jeden Menschen - liegt darin, dass Modelle und Berechnungen oft nur Teilaspekte untersuchen. So wird mit der Erzielbarkeit von direkten Einsparungen durch die Impfung (medizinische Versorgung von Kranken etc.) gerechnet, doch die indirekten Kosten wie Arbeitsausfall, privater Betreuungsaufwand etc. fallen unter den Tisch.

Riesiges Einsparpotenzial

Michael Kundi vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien: "Bei den 16- bis 65-Jährigen benötigt man 405 Euro für die Impfung, um eine Erkrankung zu verhindern. Bei älteren Personen über 65 Jahren gibt es durch die Influenza-Impfung ein riesiges Einsparungspotenzial. Es liegt bei sechs Mio. Euro pro 100.000 geimpften. Auch bei Kindern ist es kostensparend."

Doch das sind nur Berechnungen aus statischen Modellen mit direkten Kosten. Dynamische Modelle, bei denen die Entwicklung einer Epidemie in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen herangezogen wird und die auch indirekte Kosten umfassen, zeigen laut Kundi meist noch deutlich positivere Ergebnisse für die Immunisierungen. Der Experte: "Die wenigen Untersuchungen mit dynamischen Modellen zeigen, dass die 'Herdenimmunität' einen größeren Nutzen als die Impfung der einzelnen Person bringt." Ist ein genügend großer Personenkreis in einer Bevölkerung durch die Impfung vor der Influenza geschützt, stellt das auch eine Prophylaxe für den Rest dar, weil sich die Krankheit nicht weiterverbreiten kann.

In Österreich sind allerdings auch Ärzte und sonstiges Gesundheitspersonal Influenza-Impfmuffel. An LKH bzw. den Grazer Universitätskliniken gab es im Jahr 2005 von rund 7.000 Beschäftigten nur 400, die sich kostenlos impfen ließen. Im Jahr 2007/2008 waren es Dank Gratisimpfung mit mobilen Teams und der Gratis-Abgabe von Autobahn-Vignetten 4.500 Personen, die sich impfen ließen. Vergangenes Jahr waren es - ohne "Pickerl" - wieder nur 1.800.

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