Mangel an Spenderorganen bereitet Chirurgen Sorge

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Als drängendstes Problem der Transplantationschirurgie sieht Pionier Sir Roy Calne den wachsenden Mangel an Spenderorganen. Die Anzahl der Patienten, die ein Organ benötigen, steige kontinuierlich.

Gleichzeitig wird auch der Kreis der Personen, die für eine Transplantation infrage kommen durch den medizinischen Fortschritt immer größer. Die Zahl der Spender nimmt allerdings ab, erklärte der Brite am Rande der 23. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Transplantation, Transfusion und Genetik.

Einen Grund dafür sieht Calne darin, dass das gesamte Gebiet der Transplantation mit einem schlechten Image belegt sei und infolgedessen weniger zu diesem Schritt bereit seien. Negativschlagzeilen rund um illegalen Organhandel oder Menschen die ihre eigenen Organe aus der Not heraus zum Verkauf anbieten hätten dazu beigetragen.

Aber auch gesetzliche Voraussetzungen schaffen erhebliche Unterschiede. Lob gab es von Calne vor allem für das spanische Modell. In Spanien würden jährlich 40 Organe pro 1 Mio. Einwohner gespendet. Dort können Verstorbenen Organe entnommen werden, sofern sie zu Lebzeiten nichts anderes verfügt haben, was auch hierzulande der Fall ist. Österreich halte derzeit bei 28 Spendern pro 1 Mio. Einwohner, was der Experte als "ziemlich gut" befand. Großbritannien liege bei 20. Auch in Österreich gilt eine Regelung wie in Spanien.

Individuelle Medikation

Verschiedene Lösungsstrategien für den steigenden Bedarf waren beim "Austrotransplant 2009"-Kongress Hauptthema. Die Forschung gehe derzeit in mehrere Richtungen. Beispielsweise werde versucht, die Lebensdauer von gespendeten Organen zu verlängern.

Gelingen soll dies, indem man die Medikamente, die die Abstoßungsreaktionen verhindern sollen, möglichst individuell auf den einzelnen Patienten zuschneidet, führte Tagungspräsident Walter Mark von der Abteilung für Transplantationschirurgie an der Innsbrucker Universität aus.

Hoffnungen setzt man aber auch in die Lebendspende. Noch Zukunftsmusik, aber eventuell in etwa 20 Jahren Realität, könnte laut Calne sein, dass man Organe, die nur einmal im Körper vorkommen, wie das Herz einfach mit Hilfe von Stammzellen züchtet.

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