Womöglich hätten schnell verhängte Flugreisebeschränkungen in Mexiko im März bzw. im April die Verbreitung der "Neuen Grippe" (auch: "Schweinegrippe") international zumindest bremsen können. Das haben kanadische Experten mit einer brandneuen Vergleichs der Passagierzahlen mit der Zahl der Erkrankten in 20 Staaten der Erde belegen können. Die nun von mehreren Pharma- und Impfstoffkonzernen am Produktionsbeginn stehenden Pandemie-Impfstoffe sollten wahrscheinlich zuvorderst für junge Menschen verwendet werden, heißt es in einer Serie von neuen Online-Veröffentlichungen im "New England Journal of Medicine".
Manche Experten bemängelten in der Causa der neuen A(H1N1)-Influenza von Anfang an, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine Reisebeschränkungen empfahl, als die Krankheit spätestens Ende April in Mexiko bzw. den USA auftauchte. Jetzt sollten es die Behörden für die Zukunft besser wissen. "... unsere Resultate deuten darauf hin, dass eine zahlenmäßige Analyse der weltweiten Flugverkehr-Frequenzen Städten und Ländern dabei helfen kann, das Risiko für den Import von global auftauchenden Infektionskrankheiten zu bestimmen", schreiben Kamran Khan und die Co-Autoren vom St. Michael's Hospital bzw. kanadischen Universitäten.
Die Experten haben die Flugverkehrsdaten der IATA im März und April des Jahres 2008 für Mexiko und die von dort angeflogenen Staaten (Daten für 2009 waren noch nicht vorhanden) und verglichen sie mit den Zahlen bezüglich der Infektionen mit der neuen Influenza in 20 Staaten der Erde (bis zum 25. Mai 2009). Die Ergebnisse: Im März und April waren 2,35 Millionen Flugpassagiere aus Mexiko per Flugzeug ausgereist und in 1.018 Städten in 164 Ländern schließlich angekommen. Ein Vergleich mit dem Jahr 2007 zeigte, dass sich die Passagierzahlen aus Mexiko von Jahr zu Jahr kaum veränderten.
80,7 Prozent der Reisenden flogen in die USA, 8,8 Prozent in mittelamerikanische, südamerikanische und Länder der Karibik, 8,7 Prozent nach Westeuropa, ein Prozent nach Ostasien und 0,8 Prozent zu anderen Destinationen. Von den 20 untersuchten Staaten wiesen in den vergangenen Wochen 16 eindeutig via Reisende importierte "Neue Grippe"-Fälle auf. Die kanadischen Wissenschafter verglichen nun die Reisedaten mit dem Auftreten der Influenza in den einzelnen Ländern. Fazit: "... Länder, die mehr als 1.400 Reisende aus Mexiko hatten, zeigten ein signifikant höheres Risiko für den Import der Krankheit." Jedenfalls hätten demnach wahrscheinlich Reisebeschränkungen vor allem von Mexiko in die USA in der Anfangsphase der Grippe die Ausbreitung verlangsamt.
Für Jüngere gefährlicher
Aus anderen Daten zeigt sich, dass die neue A(H1N1)-Influenza offenbar am ehesten für jüngere Altersgruppen gefährlich ist. Dr. Gerardo Chowell und Co-Autoren von den US-Gesundheitsinstituten (NIH), anderen US-Stellen und aus Mexiko analysierten die Daten von 2.155 Kranken mit schwerer Lungenentzündung (821 Spitalsaufnahmen und 100 Todesfälle) in Mexiko zwischen dem 24. März und dem 29. April dieses Jahres. Fazit: 87 Prozent der Todesfälle und 71 Prozent der Patienten mit schwerer Pneumonie waren zwischen fünf und 59 Jahre alt.
Die Experten: "Die Charakteristika dieser Epidemie sind ähnlich jener vergangener Pandemien - und zwar durch das Faktum, dass ein neues Influenza-Virus außerhalb der normalen Grippesaison vor allem die jüngere Bevölkerung infiziert. (...) Wenn die Menge des verfügbaren Impfstoffs beschränkt ist, könnten diese Resultate eine Strategie der Prävention vor allem in jüngeren Altersgruppen sinnvoll erscheinen lassen."