Verwirrtheit, Probleme mit dem Erinnern und der Sprache: Das sind typische Anzeichen des Alters. Der wissenschaftliche Ausdruck dafür lautet "Mild Cognitive Impairment" (MCI) und wird als normale Alterserscheinung zur Abgrenzung von Alzheimer gesehen. Seit neuestem wird damit auch vermehrt in wissenschaftlichen Studien gearbeitet, denn bisher ist erst wenig darüber bekannt wie Ärzte und Patienten mit der Diagnose umgehen. Eine neue Studie zu diesem Thema wurde am 15. Juli bei einer Pressekonferenz anlässlich des Internationalen Alzheimer-Kongresses (ICAD) in Wien vorgestellt.
Bei der Befragung von 420 amerikanischen Neurologen gaben 88 Prozent an, zumindest einmal im Monat mit einem Patienten zu tun zu haben, der an einer milden Form von MCI leidet. 90 Prozent der Ärzte erkennen MCI als eine klinische Diagnose an. Fast gleich viele geben weitere Empfehlungen zur Überwachung des Zustandes. 63 Prozent sprechen mit den Betroffenen über die möglichen Folgen und Risiken von Demenz. Personen, die an MCI leiden, haben ein erhöhtes Risiko in den nächsten Jahren an Alzheimer zu erkranken.
Viele Mediziner verschreiben den Betroffenen Cholinesterasehemmer (70 Prozent) und wesentlich seltener, mit nur 39 Prozent, wird das Medikament Memantine ärztlich angeordnet. Die beiden Substanzen sind offiziell zugelassene Mittel gegen Alzheimer in Europa und den USA.
Die Studie rund um das Forscherteam von Jason Karlawish (Universität von Pennsylvania) ergab weiters, dass es eine große Mehrheit sehr hilfreich findet, die Symptome als konkrete Krankheit benennen zu können (91 Prozent) und auch das Einbeziehen der Patient in ihre Zukunftsplanung wird als positiv angesehen (87 Prozent). Weitere 85 Prozent hoben die Informationen zur Vermeidung von Risiko-Verhalten für die Betroffenen hervor. Außerdem sei dadurch der Familie mit der finanziellen Planung geholfen (72 Prozent). Die Angehörigen können so frühzeitig Vorkehrungen treffen, um bei einer späteren Erkrankung an Alzheimer Pflegedienste oder einen Aufenthalt in einem Heim zu ermöglichen.
Unnötige Sorgen durch Befund
Als möglichen Nachteil sehen 23 Prozent der befragten Ärzte, dass eine genaue Diagnose nur sehr schwer möglich sei. Ein Fünftel glaubt, dass der Krankheitsbefund unnötige Sorgen bereite.
Probleme wurden durch die Studie darin entdeckt, dass bei dem Krankheitsbild des MCI oftmals Medikamente verschrieben würden, die die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA ausschließlich für Alzheimer zugelassen hat. "Es gibt Millionen Menschen, bei denen MCI diagnostiziert wird und die Zahl der Betroffenen wird in den nächsten Jahren noch weiter steigen. Es muss für diese Krankheit einen eindeutigen Praxisleitfaden geben", forderte Karlawish.