"p53" wird seit einigen Jahren als "Krebsschutz-Gen" gehandelt, so einfach ist die Sache jedoch offenbar nicht, fand ein deutsch-niederländisch-österreichisches Wissenschafter-Team nun heraus. Mäuse mit sehr kurzen Chromosomenenden - Telomeren - entwickelten bei Ausschaltung von "p53" zwar intensive Veränderungen im Darm, aber keine Tumoren. An der Studie, die in der jüngsten Online-Ausgabe von "Nature Genetics" veröffentlicht wurde, waren Forscher um Michael Speicher vom Institut für Humangenetik der Medizinuni Graz beteiligt.
Maus-Modelle mit kurzen Telomeren werden deshalb eingesetzt, um die Verhältnisse in alten Organismen zu studieren. Bekanntlich nimmt mit zunehmendem Alter die Länge der Chromosomenanhänge ab, damit verlieren die Zellen langsam ihre Teilungsfähigkeit.
Gleichzeitig schalteten die Wissenschafter im Darmbereich der Mäuse das Gen "p53" aus. "'p53' gilt als Überwachungsgen, es prüft, ob das Genom intakt ist oder nicht und kann auch die Apoptose (Zellselbstmord, Anm.) einleiten", so Speicher. Ohne das Gen, so zeigte sich in Experimenten, häufen sich Fehler und somit auch Tumoren an.
Verschiedene Krebsarten korrelieren stark mit dem Alter, etwa Darmkrebs kommt bei Mäusen wie Menschen in der Regel erst in höherem Alter vor. Durch die Kombination aus kurzen Telomeren und Ausschaltung von "p53" wollten die Wissenschafter die frühen Vorgänge der Krebsentstehung erforschen.
Es zeigte sich, dass das Fehlen des Schutz-Gens in den Zellen tatsächlich zu einer Anhäufung von Fehlern in den Darmzellen führte. Schließlich ergaben sich "sehr intensive Veränderungen" in der Darmwand und schließlich eine Unterversorgung welche die Zellen absterben ließ, aber keine Karzinome.
Aufbauend auf die Ergebnisse wollen die Wissenschafter nun weitere Gene aus- bzw. einschalten, um die Zusammenhänge zwischen Alter, Zellerneuerung und Krebs zu verstehen.