Deutsche knausern weiter beim Urlaub

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Auf Reisekonzerne und Fluggesellschaften kommen auch 2010 harte Zeiten zu. Während andere Branchen bereits wieder von der leicht anziehenden Wirtschaft profitieren, knausern die ansonsten reisefreudigen Deutschen bei ihrem Urlaub: Rund 45 % wollen ihrer Reiseausgaben kürzen, wie aus einer Studie der Beratungsfirma Boston Consulting (BCG) hervorgeht.

BCG hat im September weltweit mehr als 8.000 Konsumenten befragt hatte, darunter über 1.000 Deutsche. Gut 40 % wollen seltener verreisen, ebensoviele Befragte gaben an, künftig auf günstigere Transportmittel wie Billigflieger umzusteigen.

Grund für die Zurückhaltung ist für viele weiterhin die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust. "Dass die Wirtschaft allgemein wieder anspringt, bringt noch keine Entwarnung" sagte der für den Reisesektor verantwortliche BCG-Geschäftsführer Martin Koehler.

Die anhaltende Unsicherheit bekommt die Reiseindustrie neben Branchen wie Luxusgütern und Gastronomie der Studie zufolge besonders zu spüren. Gerade bei unteren Einkommensschichten macht der Urlaub einen großen Teil der Ausgaben aus. Auf ihn zu verzichten, entlastet die Haushaltskasse oft spürbar. "Das schmerzt emotional weniger, als den Kindern das ersehnte Spielzeug oder der Frau die neuen Schuhe zu verwehren", sagte Koehler.

Geht es um Ausgaben für Spielwaren, Modeaccessoires, Parfüm oder Schuhe, sind die Deutschen im zurückliegenden halben Jahr spendierfreudiger geworden und liegen damit deutlich über dem Durchschnitt in der EU, wo sich viele Menschen immer noch zurückhalten.

Buchungsminus bei Konzernen

Die zögerliche Erholung in der Reisebranche spiegelt sich auch in der Buchungsbilanz vieler Konzerne wieder. Allein im zurückliegenden Sommergeschäft betrug das Buchungs-Minus bei TUI und Thomas Cook zwölf Prozent. Für die kommende Sommersaison haben viele Unternehmen ihre Preise deutlich gesenkt, um die Deutschen wieder zum Reisen zu animieren.

Doch selbst jene, die auch im nächsten Jahr verreisen wollen, stellen die Reisekonzerne vor Herausforderungen. Viele durchforsten das Internet nach günstigen Flugangeboten und geben sich nicht mehr mit der klassischen Pauschalreise zufrieden. "Wenn ich an der Reise spare, dann lieber am Flug als an Sonne und Strand. Die Konsumenten sind durch die plakativen Billigflugwerbungen zu Schnäppchenjägern erzogen worden", sagte Koehler.

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