Tourismus: Jank fordert Ausbau der Förderungen

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Angesichts der sinkenden Nächtigungszahlen spricht sich die Wiener Wirtschaftskammer für mehr Investitionen für den Wiener Tourismus aus: Im Vergleich zu anderen Bundesländern werde die Branche seit Jahren ausgeblutet und sei bei Förderungen massiv benachteiligt, konstatierte Kammerpräsidentin Brigitte Jank vor Journalisten.

Sie forderte die Stadt auf, entsprechende Vereinbarungen mit dem Bund zu schließen, um den Betrieben den Zugang zu den meisten Förderprogrammen der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) zu ermöglichen. Die Bundeshauptstadt liege mit einem Anteil von vier Prozent am Gesamtfördervolumen landesweit an drittletzter Stelle, zitierte Jank aus dem Geschäftsbericht der ÖHT. Dabei seien 14 Prozent der Tourismusbetriebe in Wien angesiedelt.

Das meiste Geld (29 Prozent) fließt demnach nach Tirol. Noch schlechter schneide die Donaumetropole ab, wenn man die Förderungen in Relation zu den Nächtigungszahlen setze: Während in Oberösterreich pro 1.000 Nächtigungen rund 700 Euro entfallen, sind es beim Schlusslicht Wien gerade einmal etwas mehr als 100 Euro, hieß es.

Grund dafür sei vor allem eine fehlende Vereinbarung zwischen dem Land Wien und der ÖHT, wodurch der Zugang zu Bundesförderungen verhindert werde, so Jank: "Damit bleiben jedes Jahr Millionen Euro an Fördermittel liegen." Derzeit gebe es eine innerösterreichische Wettbewerbsverzerrung, die den Wiener Betrieben schade. Laut Kammer geht es um Zuschüsse aus der sogenannten TOP-Tourismusförderung des Bundes für Investitionen unter anderem in Erneuerung, Erweiterung, Beratung und Modernisierungen. Sie würden mehr als 80 Prozent der ÖHT-Förderfälle abdecken und könnten ohne ergänzende Programme des jeweiligen Bundeslandes gar nicht beantragt werden, erklärte Jank.

Wien sei das einzige Bundesland, das diesbezüglich keine Vereinbarung mit dem Bund getroffen habe. Dabei besteht laut einer aktuellen Untersuchung der Kammer bei etwa drei Vierteln der über 8.000 Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe Investitionsbedarf. In Summe habe sich ein Investitionsrückstau von 420 Mio. Euro für die nächsten drei Jahre angehäuft, wobei bei einem Großteil der Unternehmen eine finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand nötig sei.

Kritik von Wien-Tourismus-Chef Kettner

Norbert Kettner, Chef des Wien-Tourismus, lässt kein gutes Haar an der Forderung der Wirtschaftskammer, wonach die Förderungen für die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe ausgebaut gehörten. Es sei nicht verständlich, warum Steuergeld in ein System gebuttert werden solle, das selbst gerade vor einer Evaluierung stehe, verwies Kettner im APA-Gespräch auf eine sogenannte Entschließung des Nationalrats vom 17. Juni, in der Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) aufgefordert wird, "die Zielgenauigkeit und Effizienz des derzeitigen Systems der Tourismusförderung des Bundes zu überprüfen".

"Ich kann die Verwüstungen, die skizziert werden, nicht nachvollziehen", entgegnete der Tourismusdirektor Äußerungen von Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank, wonach die Branche seit Jahren ausgeblutet werde und bei Förderungen massiv benachteiligt sei. Die Nächtigungszuwachsraten der vergangenen Jahre würden das Gegenteil beweisen. Außerdem sei Wien "Nummer-Eins-Stadt" bei Kongressen. Auch die Unternehmenskennzahlen sprächen für sich: So beschäftige ein Tourismusbetrieb österreichweit durchschnittlich sechs Personen, in Wien liege diese Zahl bei 30 Mitarbeitern.

Grundsätzlich gelte: "Mir ist ein Wettbewerb im Qualitätsbereich lieber als im Bereich der Förderungen." Laut Kettner sind die Förderrichtlinien der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) mit dem Innovationsgrad Wiens schwer vereinbar. Dort würden etwa Personalwohnungen, die in der Bundeshauptstadt nicht gebraucht werden, oder der Ausbau von Bettenkapazitäten gefördert. Dafür herrsche in der Donaumetropole angesichts der derzeitigen Lage ebenfalls kein Bedarf. Die Kammer hatte zuvor von der Stadt gefordert, entsprechende Vereinbarungen mit dem Bund zu schließen, um den Betrieben den Zugang zu den meisten Förderprogrammen der ÖHT zu ermöglichen.

Fördersysteme müssten auf Innovationsförderung fußen, und nicht auf Überlebensförderung, betonte der Tourismuschef - wobei er eine marktgetriebene Struktur einer Förderstruktur vorziehe. Dem Bild, dass Wien vor "rauchenden Ruinen" stehe, stünden jedenfalls gegenteilige Tatsachen gegenüber, so Kettner.

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