Tourismus-Streit zwischen Slowenien und Kroatien

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In der serbischen Hauptstadt Belgrad ist ein slowenisch-kroatischer Tourismus-Streit ausgebrochen. Um serbische Touristen anzulocken, hat der Kroatische Fremdenverkehrsverband (HTZ) bereits vor Monaten rund 120.000 Euro in die Anbringung von 230 Werbepostern in Belgrad, Novi Sad und Subotica investiert. Darauf zu sehen ist die Altstadt von Dubrovnik und die Aufschrift "Kroatien - so schön, so nah". Seit Donnerstag (2. Juli) gibt es nach 18 Jahren auch wieder eine direkte Flugverbindung zwischen Belgrad und der Adria-Küstenstadt. Die serbische Fluglinie JAT Airways wird sie zunächst in den Sommermonaten unterhalten.

Die slowenische Fremdenverkehrswirtschaft ließ in Belgrad nicht lange auf eine Antwort warten. Neben den kroatischen Werbeplakaten wurden Poster des Fremdenverkehrsverbandes Portoroz angebracht. Als Provokation wird dabei in Zagreb der slowenische Werbeslogan empfunden. Denn Portoroz wirbt um Urlauber aus Serbien mit dem Spruch "das am nächsten europäische Meer" - offenbar eine Anspielung auf Kroatien, das nicht der Europäischen Union angehört. Die kroatischen EU-Beitrittsverhandlungen werden derzeit wegen eines Grenzstreits von Slowenien blockiert.

In der slowenischen Werbung ist auch davon die Rede, dass man sich in Portoroz "wie unter Freunden" fühle. Dies wird als weitere indirekte Anspielung auf die kroatische Adria verstanden, wo in den vergangenen Jahren immer wieder Fahrzeuge mit serbischen Kennzeichen beschädigt wurden.

Für die meisten Serben, die sich trotz schwerer Wirtschaftskrise für einen Urlaub am Meer entscheiden, scheint das "am nächsten gelegene europäische Meer" allerdings ohnehin nicht in Slowenien oder Kroatien zu liegen. Nach Angaben serbischer Reiseveranstalter besteht das größte Interesse traditionell an einem anderen EU-Staat, nämlich Griechenland. Eine aktuelle Umfrage der serbischen Fremdenverkehrsorganisation (TO) ergab, dass 40 Prozent der serbischen Touristen ihren Urlaub in Griechenland verbringen wollen, gefolgt von Bulgarien und Ägypten.

Rückgänge auch in Montenegro

Nicht nur Slowenien und Kroatien bleiben laut der TO-Umfragen weiter zurück, sondern auch Montenegro. Das kleine Nachbarland ist seit dem Zerfall des serbisch-montenegrinischen Staatenbundes vor drei Jahren bei den Serben nicht mehr die beliebteste Urlaubsdestination. Der montenegrinische Fremdenverkehrsminister Predrag Nenezic, der kürzlich in Belgrad erneut für einen Urlaub am "wärmsten Teil der Adria" warb, zeigte sich dennoch zuversichtlich. Eine traditionelle Freundschaft und die Tatsache, dass sich Serben in dem Nachbarland wie zu Hause fühlten, würden Montenegro bei serbischen Touristen beliebt machen, meinte der Minister. Auch soll eine von seinem Ministerium in Auftrag gegebene Umfrage soeben erst gezeigt haben, dass knapp 38 Prozent der serbischen Touristen ihren Urlaub in Montenegro verbringen würden.

Im Vorjahr schreckten eine Pkw-Gebühr, die an der Grenze zu entrichten war, sowie das Verbot, Nahrungsmittel in Montenegro einzuführen, viele Serben ab. Angesichts der Krise gelten diese Vorschriften, die Montenegro vor den sogenannten "Paradeiser-Touristen" schützen sollten, wie Urlauber aus ärmlichen Balkanstaaten pejorativ bezeichnet werden, mittlerweile nicht mehr.

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