Vier Schanzen - ein "Gesamtkunstwerk"

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Die Tournee zählt zu den wichtigsten touristischen Werbe- und Umsatzfaktoren. Schließlich bringt sie international zwischen 60 und 70 Millionen TV-Zuseher, die Zahl der "Vorort-Besucher" liegt bei rund 110.000.

Das Skisprung-Event, das traditionell am 6. Jänner zu Ende geht, freute in Österreich heuer insbesondere den SalzburgerLand Tourismus. Dieser durfte nun erstmals beim Bewerb im eigenen Bundesland (Finale in Bischofshofen) als Hauptsponsor auftreten: Durch das "Wohlwollen" der Tirol Werbung, die einen Gesamtvertrag mit dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) als exklusiver Destination-Partner besitzt, sei eine Herauslösung des Bischofshofen-Paketes erwirkt worden, erklärte Leo Bauernberger, Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus Gesellschaft (SLTG), im Gespräch mit den APA-OnlineJournalen.

40 Prozent ausländische Besucher

Man habe bereits mehrere Jahre auf die Hauptsponsortätigkeit hingearbeitet, so Bauernberger, der sich glücklich über die "Fairness der Kollegen in Tirol" zeigt. Die Vierschanzentournee beschere dem Bundesland die "mit Abstand größte Sportveranstaltung". Sie habe heuer fast 30.000 Besucher nach Bischofshofen gebracht. 40 Prozent davon reisten aus dem Ausland an.

Dabei profitierte nicht nur die unmittelbare Umgebung: "Die Buchungen strahlen bis Salzburg Stadt und Altenmarkt aus. Das Springen stellt einen unglaublichen Wirtschaftsfaktor dar", so Bauernberger. Allein der "Tross der Offiziellen" (Medienvertreter, Sportler, Trainer, etc.) habe in der Region mit 8.000 Übernachtungen 2.000 Zimmer belegt.

Emotionen fürs Image

Seine Wirkung soll das Event aber hauptsächlich auf die Langzeiteffekte verbreiten: 20 Prozent kommen durch das Skispringen erstmals in die Region. "Sie sehen, dass es Schnee gibt und dass man hier gut Urlauben kann", erklärt der Landestourismus-Chef. Die Stimmung bei der Veranstaltung selbst bringe außerdem einen mächtigen emotionalen Transfer auf das Renommee der Destination.

Selbiges darf man sich auch von den mitfiebernden Zusehern vor den TV-Geräten erwarten: 1,507 Millionen ORF-Zuschauer sahen am Dreikönigstag den zweiten Durchgang des Abschlussbewerbs. Im Schnitt waren 1,476 Millionen live dabei. Damit war Bischofshofen 2010 das meistgesehene Skispringen im ORF seit dem Jahr 1995. International dürfe man mit etwa 70 Mio. TV-Sehern rechnen, so Bauernberger.

Die TV-Reichweite beziffert man beim SalzburgerLand Tourismus mit einem Werbewert von über 2,5 Mio. Euro. "Ein derartiges Ausmaß ist mit anderen Werbemaßnahmen nicht zu erreichen", sagte Bauernberger. Er sieht die Vierschanzentournee als "Gesamtkunstwerk", das sich über "58 Jahre hinweg aus dem besten Einvernehmen von deutschen und österreichischen Organisatoren und Touristikern" entwickelt hat.

"Nahe an der Hauptzielgruppe"

Auch in Tirol hat sich das zur Tournee gehörende Bergiselspringen mit rund 25.000 "Vorort-Zusehern" zu einem der wichtigsten tourismuswirksamen Veranstaltungen des Landes entwickelt. Die Tournee bringe Tirol rund 450 Mio. TV-Kontakte, erklärte Anita Heubacher, Sprecherin der Tirol Werbung gegenüber den APA-OnlineJournalen. Hauptzielgruppe des Sponsorings ist dabei die DACH-Region, also die wichtigsten touristischen Herkunftsmärkte. Überdurchschnittliche Marktanteile erziele man dabei vor allem auf den deutschen Sendern ARD und ZDF, die den Bewerb übertragen.

Für Tirol, das international als sportliche, aktive Urlaubsdestination auftritt, gebe es kaum eine zielgerichtetere Werbeplattform als die großen Wintersportbewerbe: "Wenn sich jemand vor den Fernseher setzt und eine derartige Veranstaltung ansieht, sind wir mit unserer Werbung schon sehr nahe an der Zielgruppe", so Heubacher. Das Springen würde genauso wie das Hahnenkammrennen die Werbe- und Imagekraft potenzieren.

Neuer Vierschanzen-Vermarkter

Bei der Vermarktung der Vierschanzentournee selbst dürften ab dem kommenden Jahr neue Wege eingeschlagen werden. Nach 18 Jahren wird der bisherige Vermarktungspartner IMG ab der kommenden Saison durch die internationale Sportmarketing-Agentur Infront Sports & Media abgelöst. Der Vertrag läuft für vier Jahre. Die vier Tournee-Orte dürfen sich wie bisher insgesamt vier Millionen Euro pro Jahr erwarten.

Genauer wollte man sich bei dem neuen Vermarkter gegenüber den APA-OnlineJournalen nicht äußern. Man habe ein neues Konzept vorbereitet, heißt es bei Infront Austria - Vertragspartner des Deutschen Skiverbands (DSV) und des ÖSV. In den kommenden zwei Monaten sollen Gespräche mit Veranstaltern und potenziellen Sponsoren geführt werden. Infront Austria werde neben der Vermarktung auch für die Umsetzung der Werbe- und Sponsoring-Pakete vor Ort verantwortlich sein, heißt es.

Ungewisser Ausgang der Wintersaison

Für die betroffenen Regionen bleibt der neue Vermarkter wohl in Anbetracht der konjunkturell schwierigen Gesamtlage nur ein Randdetail. Was die angefangene Wintersaison betrifft, zeigen sich die Tourismus-Experten in Tirol und Salzburg zuversichtlich, wenn auch zurückhaltend mit Prognosen. Im Vorjahr habe Salzburg bei den Übernachtungen immerhin den "zweitbesten Winter aller Zeiten" hingelegt. Heuer sei die Saison gut angelaufen, die Betriebe mit Weihnachten und Silvester zufrieden. "Schwer zu sagen, aber nicht unrealistisch, dass wir die Vorjahreszahlen erreichen", resümiert Bauernberbger.

Positiv wirke in der Wirtschaftskrise, dass das Salzburger Stammpublikum zu 70 Prozent aus Deutschland und Österreich kommt. In den deutschsprachigen Märkten können die Gastgeber die Kundenkontakte und direkte Werbeansprache der Gäste leichter selbst beeinflussen. Aus etlichen Hoffnungsmärkten wie Tschechien brauche man sich hingegen "keine großen Zuwachszahlen erwarten". Dennoch werde man die Aktivitäten in den CEE-Ländern verstärken, meinte Bauernberger mit dem Hinweis auf das langfristig große Touristenvolumen.

"Es schaut gut aus" in Tirol

Auch in Tirol verweist man auf einen "Rekordwinter" im Vorjahr. Wie weit man an dieses Ergebnis heuer herankommen könnte, sei völlig offen. Ein aktueller Rundruf unter den wichtigsten Tourismusverbänden im Land stimmt Heubacher zufrieden: "Im Vergleich zum Vorjahr gibt es keinen eklatanten Rückgang. Unisono heißt die Botschaft: 'Es schaut gut aus'". Besonders die Hauptsaisonwochen im Februar seien gut gebucht, ebenso wie die Zeiten rund um spezielle Events (russische Weihnachten, Schneepolo in Kitzbühel, etc.).

Nicht abgefragt wurden jedoch die Umsatztendenzen. Es gebe aber eine Neigung der Urlauber zur Selbstversorgung. In den vergangenen Monaten seien Appartments stärker nachgefragt worden, meinte Heubacher dazu.

Edith Lackner / APA

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