Fusion

OMV-Chef bekräftigt Interesse an MOL

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Die österreichische OMV bekräftigt ihr Interesse an einem Zusammengehen mit dem ungarischen Öl- und Gasriesen MOL.

OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer wünscht sich ein Zusammengehen auf "freundliche Weise", also mit Zustimmung des MOL-Managements. Eine Allianz der beiden Unternehmen - Begriffe wie "Übernahme" oder "Fusion" vermeidet der OMV-Chef - brächte einmalige Synergien von 3 bis 4 Mrd. Euro. Ein Übernahmeoffert für MOL stehe derzeit nicht auf der Agenda, so Ruttenstorfer, der die Zeit aufgrund des Konsolidierungsdrucks in der Branche in Europa ohnedies für die OMV arbeiten sieht.

"Win-win-Situation"
Ein Zusammengehen wäre für beide Unternehmen eine "Win-win-Situation" und keine Wertevernichtung, wie auf ungarischer Seite behauptet. Die MOL habe sich ja grundsätzlich bereiterklärt zu Gesprächen, doch sollte man dabei nicht bei einer Kooperation im Gasbereich stehen bleiben, sagte Ruttenstorfer. Gemeinsam könne man sich entlang der Donau, den Raffinerien beider Konzerne und den Pipelines gut entwickeln.

Überlappungen könnten Abverkäufe erfordern
Überlappungen, die aus Wettbewerbsgründen später auf EU-Druck geringfügige Abverkäufe erfordern könnten, gebe es allenfalls im Tankstellensektor und bei Raffinerien. In Exploration und Produktion (E&P) würden sich OMV und MOL nicht überschneiden, bei Gas und Petrochemie gebe es keine Wettbewerbsbedenken. Bereinigungen durch EU-Auflagen wären keine Wertvernichtung, wie in Ungarn kritisiert, da man nichts herschenken, sondern nur verkaufen würde. "Von unserer Seite ist aber nicht an irgendwelche Abgaben gedacht", so Ruttenstorfer.

Bis vier Mrd. Euro Einmalsynergien
Im Detail wolle er die Synergien einer OMV-MOL-Allianz derzeit nicht öffentlich erörtern. Nach internationalen Erfahrungen aus der Ölbranche könne man dabei aber von einer einmaligen Summe im Ausmaß von 30 bis 40 Prozent des Wertes des jeweils kleineren Partners ausgehen; bezogen auf den aktuellen Fall wären das 3 bis 4 Mrd. Euro - pro Jahr gerechnet etwas weniger als ein Zehntel davon. "Diese Synergien bleiben netto, da geht nichts verloren."

Derzeit keine Gespräche
Worin die Gründe für die bisherige Ablehnung der OMV-Pläne durch die MOL liegen, vermag sich Ruttenstorfer nicht wirklich zu erklären. Vor einem Jahr habe man mit dem Management in Budapest Gespräche über verschiedenste Varianten einer Zusammenarbeit aufgenommen, "es kam nichts heraus dabei". Derzeit stehe man nicht in Gesprächen mit dem MOL-Management. Dass es der ungarischen Politik gelingen kann, ein EU-konformes Gesetz gegen Akquisitionen durch unliebsame ausländische Käufer zu beschließen, wie das die Regierung in Budapest angekündigt hat, hält der OMV-Chef für schwer möglich.

MOL kauft eigene Aktien zurück
Ob es Kontakte mit den "befreundeten" Bankinstituten der Ungarn gebe, bei der MOL schon rund 40 Prozent eigene Aktien "geparkt" haben soll, will der OMV-Chef nicht sagen. Er erneuert aber die Kritik an dieser Aktion und fragt sich "als größter Aktionär der MOL", ob es die beste Geldverwendung sei, "für teures Geld - zu einem Aktienkurs über dem jetzigen" eigene Aktien zurückzukaufen. Dies sei "keine EU-adäquate Corporate Governance". MOL soll schon mehr als 1,3 Mrd. Euro für den Erwerb eigener Aktien eingesetzt haben - und kauft in kleinen Tranchen weiter zu, wie beinahe täglich bekannt wird.

OMV hält 18.6 Prozent bei MOL
Die Gelegenheit, bei MOL von 10 auf 18,6 Prozent aufzustocken, habe man Ende Juni wahrgenommen, um mit diesem "guten Investment" in pro-aktiver Form jedenfalls "einen Platz am Tisch gesichert" zu haben, sollte es doch zur Konsolidierung in der Branche kommen. Die zusätzlichen MOL-Anteile haben die OMV rund 1 Mrd. Euro gekostet. Aufgestockt habe man günstig, zu einem Preis kaum über der Hälfte des jetzigen MOL-Aktienkurses; diese Aktien wolle man auch sicher nicht wieder verkaufen. Bezogen auf die outstanding shares liege die OMV eigentlich bereits bei über 40 Prozent.

Kein Zeitdruck
Der Klärungs- bzw. Annäherungsprozess zwischen OMV und MOL "kann sich durchaus Monate hinziehen", meint Ruttenstorfer: "Unser Zeithorizont für eine Konsolidierung sind zwei bis drei Jahre. Wir haben keinen Druck." Auch wenn ein Übernahmeangebot für die MOL derzeit nicht auf der Agenda der OMV stehe, "würden wir ein Angebot nur legen, wenn das das MOL-Management auch unterstützt". Dies habe man der Chefetage in Budapest im Juni schriftlich mitgeteilt und dazu stehe man auch jetzt. Ewig, etwa "für 2009", gelte diese Zusage möglicherweise aber nicht, sagte der OMV-Chef auf eine entsprechende Frage.

Konzerndaten
Der OMV-Konzern setzt mit zuletzt 41.000 Mitarbeitern jährlich 19 Mrd. Euro um, die ungarische MOL mit 13.900 Beschäftigten etwa 11,5 Mrd. Euro. Der Nettogewinn lag bei der OMV zuletzt bei 1,7 Mrd. Euro, bei der MOL bei 1,3 Mrd. Euro. An Öl und Gas produzierte die OMV im Vorjahr mit 324.000 boe/d mehr als doppelt so viel wie die MOL (107.000 Fass täglich zuzüglich einem Viertel der 58.000 boe/d der INA, an der MOL mit 25 Prozent beteiligt ist).

Die Raffineriekapazität der OMV betrug zuletzt 26,4 Mio. t im Jahr, jene der MOL 14,2 Mio. t (plus 25 Prozent von 6,7 Mio. Jato der INA), die Tankstellenanzahl bei der OMV 2.540, bei MOL 772 (plus 451 bei INA). Als einziger Bereich seien bei der MOL die Raffinerien effizienter als bei der OMV, so Ruttenstorfer zu Behauptungen der MOL, der ungarische Konzern sei insgesamt rentabler als die OMV.

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