Deutschland und Frankreich gehen angesichts der Konsequenzen aus der griechischen Schuldenkrise auf Konfliktkurs. Während die deutsche Bundeskanzlerin Merkel den EU-Vertrag ändern will, um Euro-Sünder notfalls ausschließen zu können, stellt sich die französische Finanzministerin Lagarde quer. Sie machte am Donnerstag in Brüssel deutlich, dass sie den Vorschlag Merkels ablehnt.
Eine Reform des EU-Vertrages bezeichnete die Pariser Ministerin als "nicht wünschenswert". Ziel sei es, die Stabilität der gemeinsamen Euro-Währung und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Lagarde fügte hinzu, es gehe eher darum, neue Kandidaten für das Eurogebiet anzuziehen. Einziger Anwärter für den Euro ist derzeit Estland.
Bei den Arbeiten an einem Notfallplan für Griechenland tritt Deutschland seit Wochen kräftig auf die Bremse, während Frankreich auf eine Vereinbarung dringt. Lagarde bemühte sich, die Differenzen zwischen beiden Ländern herunterzuspielen: "Es gibt keine deutsch-französische Spaltung."
Die Berliner Regierung ist bei möglichen Finanzhilfen zugunsten Athens ausgesprochen zurückhaltend, weil Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas wohl einen großen Anteil übernehmen müsste. Die Griechenlandkrise gilt als die größte Bewährungsprobe in der gut zehnjährigen Geschichte des Euro.
Unterdessen forderte der griechische Ministerpräsident Papandreou eine Woche vor dem EU-Gipfel in Brüssel eine Entscheidung über einen europäischen Notfallplan bei dem Treffen der EU-Spitzen. "Das ist eine Gelegenheit, die wir nicht verpassen sollten", sagte er bei einer Anhörung im EU-Parlament.
Gleichzeitig drohte er damit, zum Internationalen Währungsfonds (IWF) zu gehen, wenn die EU-Partner Athen nicht zur Seite springen. "Ich hoffe, dass das nicht passiert. (...) Mir wäre eine europäische Lösung lieber."