Nach jahrelangem Ringen mit Eigentümerfamilie.
Wien/Ankara. Nach jahrelangem Ringen hat sich die Post nun doch die Mehrheit am türkischen Paketzusteller Aras Kargo sichern können. Der Anteil an Aras Kargo werde von 25 auf 80 Prozent erhöht, teilte die Österreichische Post am Dienstagabend ad hoc mit. Man habe sich entsprechend mit der Gründer- und Eigentümerfamilie Aras geeinigt. Die Transaktion koste "einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag".
Baran Aras werde weiterhin mit 20 Prozent an dem Unternehmen vertreten sein und auch im Board von Aras Kargo sitzen. Ein Abschluss der Transaktion werde, vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen, "innerhalb der nächsten Wochen" erwartet. Aras Kargo ist mit 150 Millionen transportierten Paketen und Dokumenten pro Jahr und einem Umsatz von 1,37 Milliarden Lira (178,22 Mio. Euro) einer der führenden Paketdienstleister.
Die Post war im Juli 2013 mit 25 Prozent bei Aras Kargo eingestiegen und wollte eigentlich schon im Jahr 2016 auf 75 Prozent aufstocken. Danach kam es aber zu einem handfesten Streit mit der Eigentümerfamilie, in dessen Zuge auch ein Schiedsgericht in der Schweiz tätig werden musste.
Die Post hatte sich auf Kaufoption berufen, von der die Eigentümerin Evrim Aras aber nichts wissen wollte. Stattdessen wollte sie die österreichischen Minderheitseigner auskaufen. Im Mai 2017 gab die Post offiziell bei der türkischen Wettbewerbsbehörde bekannt, dass sie 75 Prozent des Unternehmens kaufen wolle. Kurze Zeit später bekam das Unternehmen einen neuen Geschäftsführer, was die Post als Fortschritt wertete, doch verliefen die Gespräche weiterhin zäh.
Das immer noch mehrheitlich in Staatsbesitz stehende Unternehmen, das jüngst mit Coronafällen und einem Bundesheer-Arbeitseinsatz für öffentliches Aufsehen gesorgt hatte, ist in mehreren mittel- und südosteuropäischen Ländern mit Paketfirmen präsent. So hat die Post Töchter in der Slowakei, Ungarn, Serbien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Bulgarien und eben der Türkei.