Prinzhorn legt deutsche Papierfabrik vorübergehend still

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Die zum Hamburger-Konzern des österreichischen Industriellen Thomas Prinzhorn gehörende Papierfabrik im deutschen Spremberg hat ihre Papiermaschine vorübergehend stillgelegt, "um so den Druck aus dem Markt zu nehmen". Erst vor zwei Wochen hatte Prinzhorn eine von zwei Papiermaschinen im ungarischen Werk in Dunaujvaros abschalten lassen.

Als Grund für die Stilllegung der Papierfabrik Spremberg nennt das Unternehmen den zuletzt stark gestiegenen Preis für Altpapier - mehrere Hersteller könnten bei den aktuellen Rohstoffkosten nicht mehr wirtschaftlich produzieren.

Thomas Prinzhorn macht für diese Entwicklung auch die Förderpolitik der öffentlichen Hand verantwortlich, die zu einer starken Branchenkonzentration im deutschen Bundesland Brandenburg und in Folge zu einem Anstieg der Rohstoffkosten geführt habe. Prinzhorn hatte selbst für den Bau der Fabrik in Spremberg von Deutschland eine Staatsbeihilfe von 40,6 Mio. Euro erhalten. Die förderfähigen Investitionskosten der Fabrik wurden von der EU-Kommission mit 250 Mio. Euro beziffert.

Der Markt für Altpapier habe in den letzten Monaten wegen der starken Nachfrage aus China, neuen lokalen Kapazitäten und der schwachen Sammelquoten in Europa einen Höhenflug erlebt. Abfälle aus Wellpappe hätten Anfang 2009 etwa 30 Euro pro Tonne gekostet - im März dieses Jahres habe man bereits 150 Euro pro Tonne bezahlen müssen. Das habe dazu geführt, dass viele Papierfabriken in den letzten Monaten in die roten Zahlen gerutscht seien, heißt es.

Gerade in Ostdeutschland werde Altpapier immer knapper, weil dort die Bevölkerung sinke, erklärte Prinzhorn. Schon heute beziehe die Hamburger Spremberg von 330.000 t Altpapier die Hälfte aus dem Ausland.

Bereits Anfang März hatte der börsennotierte Kartonhersteller Mayr Melnhof Karton AG (MM) die Schließung seiner Schweizer Kartonfabrik in Deisswil bekannt gegeben. Als Grund wurde eine "deutliche Verschlechterung der industriellen Rahmenbedingungen in der Schweiz" durch einen drastischen Anstieg der Schweizer Emissionssteuern zum Jahresende 2009 genannt.

Die Prinzhorn Holding beschäftigt rund 4.000 Leute in neun Ländern und produziert nach eigenen Angaben etwa 1,5 Mio. t Verpackungspapier auf Altpapierbasis. Mit einem Jahresumsatz von rund 1 Mrd. Euro sei man der drittgrößte Hersteller in Europa in diesem Segment.

Die Prinzhorn-Gruppe mit Sitz in Oberwaltersdorf gliedert sich in die Unternehmen Hamburger Recycling (Altpapiersammlung und -handel), Hamburger Containerboard (Produktion von Verpackungspapieren), Dunapack Packaging (Wellpappenverpackung) und Brigl & Bergmeister (Etikettenpapiere und flexible Verpackungspapiere).

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