Strafanzeige

Schneeballsystem bei Lyoness?

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Bei Lyoness handle es sich um ein illegales Gewinnerwartungssystem.

Die weltweit aktive Einkaufsgemeinschaft Lyoness aus Graz ist mit einer Strafanzeige konfrontiert. Eingebracht hat das mehrere hundert Seiten starke Schriftstück der Klagenfurter Rechtsanwalt Gunter Huainigg im Namen eines Mandanten bei der Staatsanwaltschaft Graz. Der Hauptvorwurf der Anzeige: Bei Lyoness handle es sich um ein illegales Gewinnerwartungssystem - also ein pyramidenartig aufgebautes Schneeballsystem. Das Unternehmen weist alle Vorwürfe vehement zurück: "Wir betreiben eine Einkaufsgemeinschaft, welche klar nachvollziehbar ist."

Die Staatsanwaltschaft bestätigte das Einlangen der Strafanzeige. Ob sich die Anklagebehörde in Graz oder in Klagenfurt um die Causa kümmern muss, war vorerst nicht entschieden. "Für uns besteht kein Zweifel, dass es sich bei Lyoness um ein ausgeklügeltes Schneeballsystem handelt", erklärte Huainigg.

In der Anzeige wird minuziös aufgelistet, warum sich das System Lyoness mit der selbst propagierten einprozentigen Rabattspanne durch Handelsumsätze nie selbst finanzieren könne. Das wahre Kerngeschäft der Firma basiere auf der sogenannten "Anzahlung auf zukünftige Einkünfte". Mit diesem Begriff würden Kunden und Öffentlichlicht jedoch massiv getäuscht.

Täuschung
Dass es sich bei Lyoness um eine Einkaufsgemeinschaft handle, sei eine Täuschung. Kunden würden verleitet, in der Hoffnung auf hohe Gewinne (Leitsatz: Einkünfte ohne Arbeit) Anzahlungen zu leisten und wiederum andere Personen werben, weitere Anzahlungen zu tätigen. "Zudem ist das ganze System sehr komplex, die Geschäftsbedingungen sehr diffizil", sagte Huanigg. In der Anzeige ist das verschachtelte Geschäftsmodell mit Gesellschaften in vielen Ländern samt dem dazugehörigen "Matrix-System" genau dargestellt.

Heftige Kritik kommt vom Anwalt auch an der "Lyoness Child & Family Foundation". Die Stiftung sei lediglich zu "Tarnzwecken" gegründet worden, um die Kunden und die Öffentlichkeit bewusst mit sozialen Projekten vom wahren System Lyoness abzulenken.

Ganz neu sind die Anwürfe gegen Lyoness nicht. Seit August muss sich die Firma mit einer Zivilklage in Graz herumschlagen, die ein Ex-Vertriebsmitarbeiter eingebracht hat. In der Schweiz, wo Lyoness ebenfalls tätig ist, raten Verbraucherschützer zur Vorsicht. Das System sei unmöglich zu verstehen, das sei ein Zeichen, dass etwas vertuscht werde, heißt es von der dortigen Stiftung für Konsumentenschutz. Kritisch ist auch die Arbeiterkammer (AK) in der Steiermark: Seit Jahren wird zur Vorsicht und Skepsis gegenüber dem Lyoness-System geraten.

Klar nachvollziehbar

Lyoness sieht dies freilich ganz anders. "Die Behauptung, dass es sich bei Lyoness um ein illegales Gewinnerwartungssystem handelt, muss ich entschieden zurückweisen", so Mathias Vorbach. "Empfehlungsmarketing, wie wir es anwenden, ist eine legale Form des Handelns." Seit seiner Gründung im Jahr 2003 sei das Unternehmen von mehreren nationalen und internationalen Behörden geprüft worden, zu Beanstandungen sei es dabei nie gekommen.

Auch der Vorwurf, die Foundation diene nur der Tarnung, entbehre jeder Grundlage. "Bei der Lyoness Child & Family Foundation handelt es sich um eine unabhängige gemeinnützige Stiftung, die 2008 ins Leben gerufen wurde." Bisher seien im In- und Ausland 33 Projekte in Bereichen wie Jugend, Bildung oder Katastrophenhilfe abgewickelt worden.

Die Funktionsweise von Lyoness lasse sich "ganz einfach erklären", so Vorbach auf eine entsprechende Frage. Lyoness-Mitglieder partizipierten selbst am getätigten Einkauf und dem Einkauf eines Mitglieds, das von ihnen empfohlen wurde. In diesem Fall bezahle Lyoness einen sogenannten Freundschaftsbonus von 0,5 Prozent an das Mitglied. Lyoness habe in allen Handelsbranchen Vertragspartner. "Nehmen wir beispielsweise eine Familie, die im Zeitraum eines Monats für ein Volumen von 2.000 Euro einkauft. Sie bekommt mit Lyoness sofort 40 Euro rückerstattet und weitere Treuevorteile in Form zusätzlicher Vergütungen."

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