Schüler-Versicherung: Günstig, aber unzureichend

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Der Versicherungsschutz bei Schüler-Unfallversicherungen variiert beträchtlich, moniert die AK. Hier die Details.

Wer mit der Schule beginnt, ist gesetzlich unfallversichert - am Schulweg, für die Dauer des Schulbesuches und bei -veranstaltungen. Freizeitunfälle sind nicht abgedeckt. Rund um den Schulbeginn bewerben Versicherungen verstärkt Unfallschutz für Schüler. Eine AK-Analyse von 8 Anbietern reiner Schüler-Unfallversicherungen, so genannter Zahlscheinpolizzen, zeigt: Oft wird ein umfassender Schutz suggeriert, was nicht stimmt.

5 Versicherer bieten ganzjährigen Versicherungsschutz an, also in den Ferien und der Freizeit. 3 haben nur Schutz während des Schuljahres - einer davon zahlt selbst bei Freizeitunfällen nicht. Die Unfallleistungen sind sehr eingeschränkt. "Fragen Sie die Leistungen daher genau nach", rät AK-Konsumentenschützer Christian Prantner.

Im Vorjahr gab es an den österreichischen Schulen rund 63.500 Unfälle - davon waren 59 Prozent Sportunfälle, 36 Prozent Schulunfälle. 5 Prozent waren Schulweg-Unfälle.

Die AK hat die Zahlscheinpolizzen unter die Lupe genommen, die direkt an den Schulen angeboten werden. Versicherungen spannen dafür die Schule selbst oder Elternvereine ein. Zahlscheinpolizzen sind Polizzen, bei denen die bloße Einzahlung der Prämie (meist Jahresprämie für das Schuljahr) zum Vertragsabschluss führt. Der Einzahlungsbeleg ist im Schadenfall vorzulegen.

Die AK hat 20 Versicherer angeschrieben. 8 bieten eine reine Schüler-Unfallversicherung an: Allianz, Donau, NÖ-Versicherung, Oberösterreichische Versicherung, Raiffeisen Versicherung, S-Versicherung, Uniqa, Wiener Städtische.

Die Schüler-Unfallversicherung ist meist sehr günstig oder teilweise sogar gratis. Bei den 8 untersuchten Versicherern kostet die Jahresprämie 2 (Uniqa) bis 6 Euro (Raiffeisen Versicherung). Die Versicherungssummen (für Dauerinvalidität) betragen 10.000 bis 50.000 Euro.

Bei den Schul-Unfallversicherungen gibt es starke Einschränkungen: Bei 5 von 8 Versicherern gibt es Deckung für Unfälle während des gesamten Jahres - auch für Freizeit- und Ferienunfälle. 3 Versicherungen bieten Leistung nur bei Unfällen an, die während des Schuljahres passieren (Freizeit prinzipiell versichert, Ferien nicht). Davon zahlt ein Versicherer (2 Tarife) auch nicht bei Freizeitunfällen. Ferialpraxis ist meist mitversichert. Nicht mitversichert hingegen ist (freiwillige) Ferialarbeit.

Die Leistungen für Unfall- und Bergungskosten, Zahlung bei Unfalltod sowie bei maximal möglicher Versicherungssumme bei Dauerinvalidität unterscheiden sich beträchtlich. "Insbesondere die Unterschiede bei den Leistungen, etwa bei 100 Prozent Invalidität, sind zwar enorm", betont Prantner, "aber im gravierenden Leistungsfall wie Dauerinvalidität sind Zahlscheinpolizzen nicht ausreichend."

Als Alternativen mit umfassenden Schutz (weltweite Deckung, zeitlich unbeschränkt) sind private Einzel-Unfallversicherungen für Kinder oder Familien-Unfallversicherungen überlegenswert, bei denen Versicherungssummen und Leistungen frei wählbar sind.

Tipps der AK Konsumentenschützer für Eltern

+ Prüfen Sie, ob das Kind nicht bereits durch bestehende Verträge mitversichert ist. Wer schon eine Unfallversicherung hat, braucht keine zusätzliche Zahlscheinpolizze. Private Unfallversicherungen gelten weltweit und sind zeitlich unbeschränkt.

+ Kindergartenkinder werden von der gesetzlichen Unfallversicherung nicht erfasst. Sie sollten privat abgesichert werden.

+ Bei Zahlscheinpolizzen gilt: Der Zahlschein ist die Polizze. Heben Sie ihn gut auf!

+ Schauen Sie, was Ihr Kind und Sie bei einer privaten Unfallversicherung brauchen.

+ Alternativen zu einer Zahlscheinpolizze sind eine Einzel-Unfallversicherung für Kinder, bei der Versicherungssummen und Leistungen frei gewählt werden können. Auch Familientarife sind überlegenswert, bei denen die gesamte Familie (Eltern und Kinder) versichert werden kann. Der Vorteil: Familienpakete sind günstiger als Einzeltarife.

+ Beachten Sie, was im Fall des Falles gezahlt wird. Werfen Sie einen genauen Blick auf die möglichen Leistungen einer privaten Unfallversicherung: Versicherungssumme für Dauerinvalidität, Höhe einer laufenden Unfallrente, inkludierte Bergungkosten, Bezahlung von Unfallkosten, Leistung bei Unfalltod.

+ Generell für den Abschluss von Unfallversicherungen gilt: Achten Sie auf die Laufzeit bei einer privaten Unfallversicherung. Es gibt Einjahres- oder Dreijahresverträge, aber auch längere Laufzeiten, etwa 10 Jahre. Bei Laufzeiten von mehr als 3 Jahren kann die Prämie durch einen Dauerrabatt günstiger sein. Achtung: Bei vorzeitiger Auflösung kann es zu einer Rückforderung des Dauerrabattes kommen.

+ Beantworten Sie die Gesundheitsfragen bei Vertragsabschluss genau. Im Leistungsfall kann es zu Problemen kommen, wenn Sie Vorerkrankungen oder Unfälle verschwiegen haben.

+ Zahlen Sie die Prämie monatlich, kann das teurer sein als eine Jahresprämie. Manchmal verrechnen Versicherungen einen Aufschlag (Unterjährigkeitszuschlag) von bis zu sechs Prozent, wenn der Kunde die fällige Jahresprämie monatlich abstottert.

+ Klären Sie, ob die Prämie an einen Indes oder fixen Prozentsatz geknüpft ist oder nicht.

+ Melden Sie Unfälle sofort der Versicherung, auch wenn noch unklar ist, ob Dauerschäden bleiben oder nicht.

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