SOS-Kinderdorf International mit Sitz in Wien steht weiter wegen der als "Transformation" bezeichneten Umstrukturierungen samt teilweisem Mitarbeiterabbau in den Schlagzeilen
Am Mittwoch wurde bestätigt, dass der Verwaltungsstandort in Innsbruck mit 85 Mitarbeitern "in den nächsten drei bis fünf Jahren" geschlossen wird. Keineswegs werde es aber zu flächendeckenden Kündigungen kommen, sagte ein Sprecher zur APA. Die Gewerkschaft holte indes zur Manöverkritik aus.
Am SOS-Kinderdorf International-Standort würden in den kommenden fünf Jahren verschiedene Entwicklungen eintreten, so der Sprecher: Mitarbeiter würden in Pension gehen, die Organisation freiwillig verlassen und nicht zuletzt auch weiterbeschäftigt werden, wenn auch zum Großteil nicht mehr im Rahmen einer Büroinfrastruktur, sondern quasi auf Homeoffice-Basis. Diese Entwicklungen würden voraussichtlich den Großteil der Beschäftigten betreffen. Die Frage, ob es auch zu Kündigungen kommen werde und wenn ja, zu wie vielen, wollte der Sprecher nicht abschätzen. Wenn überhaupt, solle dies sehr gering ausfallen. Am Innsbrucker Standort von SOS-Kinderdorf International sind von den derzeit 85 Mitarbeitern 70 als Vollzeitäquivalente tätig, hieß es.
Zu Beginn des Jahres waren in der Tiroler Landeshauptstadt noch 90 Personen bei der Organisation beschäftigt gewesen. Der Reduktion auf 85 erfolgte im Zuge des bereits im Herbst 2024 für das erste Quartal dieses Jahres angekündigten Abbaus von 20 Prozent der Stellen weltweit gesehen, hieß es. Der Sitz des Dachverbandes bleibe jedenfalls in Wien. Vor ein paar Jahren war auch dieser noch in Innsbruck gewesen.
Arbeit von SOS-Kinderdorf Österreich "unberührt"
Die Arbeit von SOS Kinderdorf Österreich und die Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Österreich würden von der Änderung jedenfalls unberührt bleiben, wurde betont. SOS-Kinderdorf Österreich sowie die Landesstellen seien nicht betroffen. Die einzelnen, nationalen SOS-Kinderdorf-Organisationen sind im Dachverband der SOS-Kinderdorf International zusammengeschlossen. SOS Kinderdorf war im Jahr 1949 von einer Gruppe um Hermann Gmeiner in Innsbruck gegründet worden. Am 15. April 1951 wurde schließlich in der Tiroler Bezirkshauptstadt Imst das erste SOS-Kinderdorf eingeweiht - der Beginn einer Idee, die in Folge die Welt "eroberte".
Die Transformation werde jedenfalls die Ressourcen näher an die "von uns betreuten Gemeinden und wichtigen Einflussstandorte verlagern", unterstrich man bei SOS-Kinderdorf International. Die organisatorische Neuausrichtung habe gezeigt, "dass wir unsere Präsenz in Österreich konsolidieren und unsere Ressourcen näher an die Standorte mit dem größten Bedarf und der größten langfristigen Wirkung verlagern müssen."
Sorge wegen Kündigungen in größerem Ausmaß
Anders als die Darstellung der Organisation zur Zukunft der Tiroler Beschäftigten lautete indes jene von Betriebsrat Hermann Böhler gegenüber dem ORF Tirol. Es sei angekündigt worden, dass "mit September die ersten Kündigungsbriefe kommen werden." Man befürchte, dass es einen weiteren Abbau geben wird, und zwar "zwischen 20 und 50 Prozent der bestehenden Belegschaft", erklärte Böhler, der Chaos und fehlende Strategie bemängelte.
Scharf ins Gericht mit den Verantwortlichen von SOS-Kinderdorf International war zuvor auch die Gewerkschaft GPA Tirol gegangen. Die Organisation stehe vor einer "ernsten Zerreißprobe", wurde in einer Aussendung gewarnt. Zahlreiche Beschäftigte hätten sich in den vergangenen Monaten mit großer Sorge an die Gewerkschaft gewandt, so GPA-Landesgeschäftsführer Harald Schweighofer: "Der internationale Zusammenschluss der über 130 SOS-Kinderdorf-Vereine (der 'Föderation') droht zu zerfallen." Statt Mitsprache würden viele Beschäftigte "Entwertung und Ohnmacht" erleben. Interne Umfragen des Betriebsrates würden zeigen: "Über 20 Prozent berichten von Mobbing oder Einschüchterung im Arbeitsumfeld. Führungskräfte wechseln laufend, Entscheidungsprozesse sind undurchsichtig, fundierte Kritik wird oftmals als störend abgetan oder es wird nicht darauf eingegangen."
"Laufend" würden weitere Arbeitsplätze gestrichen. "Viele Kolleg:innen verlieren ihre Existenz, auch solche, die kurz vor der Pension stehen. Der Druck ist enorm, auch für jene, die bleiben", schlug die Gewerkschaft Alarm.
Am Donnerstag sei eine internationale Generalversammlung von SOS-Kinderdorf International geplant. Angesichts dieser Versammlung forderte die GPA Tirol unter anderem, dass es zu einem "sofortigen Stopp der weiteren Zerschlagung des internationalen Sekretariats" komme und mahnte "klare und transparente Kommunikation der geplanten Schritte" ein.