Die Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) will aus einem eigentlich bis 2017 laufenden Vertrag mit dem deutschen Energieerzeuger Energie Baden-Württemberg (EnBW) aussteigen. In den 90er Jahren war ein Vertrag zwischen den beiden Energieerzeugern über den Austausch von 50 % Spitzenstrom aus dem Kraftwerk Sellrain Silz gegen eine größere Menge Grundlaststrom aus dem Kraftwerk Heilbronn in Baden-Württemberg geschlossen worden.
Die Bundeswettbewerbsbehörde gab eine "Zusammenschlussmeldung" bekannt. Darin hieß es, dass die Tiwag die Auflösung ihres langfristigen Vertrages mit der EnBW über 50 % an der in ihrem Alleineigentum stehenden Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz beabsichtige.
Kritik an diesen Verträgen hatte es in der Vergangenheit von den Tiroler Grünen gegeben, die den "sukzessiven Ausstieg der Tiwag aus Atomstromverträgen mit der deutschen EnBW" gefordert hatten. Die EnBW ist in Österreich an der EVN beteiligt und mit einem Anteil von rund 37 % zweitgrößter Aktionär nach dem Land Niederösterreich.
Regelung in "Bausch und Bogen"
Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer sprach von laufenden Verhandlungen mit EnBW. Der Ausstieg aus dem Vertrag werde von beiden Seiten angestrebt. Klar sei, dass der Ausstieg für die Tiwag als Begünstigte dieses Vertrages etwas kosten werde. Er gehe von einer "beträchtlichen" Summe aus. Die kolportierten 80 Mio. Euro Ablöse wollte Wallnöfer allerdings nicht kommentieren.
Durch geänderte Verhältnisse am internationalen Strommarkt sei der Vertrag mit EnBW in eine "Schieflage" zulasten der Tiwag geraten. Deshalb gehe man davon aus, dass ein Ausstieg für das landeseigene Energieunternehmen auf jeden Fall von Vorteil wäre.
Ein weiterer Hintergrund der angestrebten Vertragsauflösung ist ein in der Schweiz anhängiges Schiedsverfahren. Darin fordert die EnBW von der Tiwag rund 10 Mio. Euro. Das schwäbische Unternehmen verlangt für den von ihm gelieferten Tauschstrom aus Kohlekraftwerken die Nachzahlung der anteiligen Kosten für die seit 2005 benötigten CO2-Zertifikate. Im Falle einer einvernehmlichen Vertragsauflösung mit EnBW werde es eine Regelung in "Bausch und Bogen" geben, meinte Wallnöfer.