Trotz Optimismus

Unternehmen kämpfen mit Fachkräftemangel

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Zwei von drei Betrieben rechnen deswegen mit Umsatzeinbußen.

Österreichs Mittelstand ist puncto Konjunktur und Geschäftslage so optimistisch wie seit Jänner 2008 nicht mehr, aber dennoch nicht sorgenfrei. Kopfzerbrechen bereiten den Unternehmen der Fachkräftemangel und steigende Rohstoff- sowie Energiepreise. Zwei von drei Betrieben rechnen mit Umsatzeinbußen, weil sie kein geeignetes Personal finden, geht aus dem "Mittelstandsbarometer" von Ernst & Young hervor. Die Investitionsbereitschaft verharrt auf konstant niedrigem Niveau.

Zufriedenheit steigt
Die 900 befragten Unternehmen bewerten ihre aktuelle Situation deutlich besser als noch vor einem halben Jahr. Während im Juli 50 Prozent aller Unternehmen ihre Geschäftslage als "gut" bezeichnetet hatten, taten dies im Dezember 2010 schon 61 Prozent. Mehr als jedes dritte mittelständische Unternehmen rechnet mit einer weiteren Verbesserung in den kommenden sechs Monaten, wobei der Handel am optimistischsten in die Zukunft blickt. Auch, was die Konjunktur betrifft, ist man guter Dinge. 57 Prozent erwarten für das Jahr 2011 eine Verbesserung.

Investitionen
Vor diesem Hintergrund wollen die Mittelständler investieren und Personal aufnehmen. Letzteres erweist sich aber als schwieriges Unterfangen. Drei von vier Unternehmen (74 Prozent) tun sich "sehr schwer" oder "eher schwer", neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden, im Sommer waren es erst 65 Prozent. Zwei Drittel befürchten, dass sich der Fachkräftemangel in den nächsten drei Jahren noch verschärfen wird.

"Immer mehr Unternehmen stoßen an ihre Wachstumsgrenzen, weil ihnen das entsprechende Personal fehlt", so Erich Lehner von Ernst & Young. Für zwei Drittel der mittelständischen Unternehmen führt der aktuelle Fachkräftemangel schon heute zu "geringfügigen" Umsatzeinbußen, für jedes fünfte sogar zu "erheblichen". Am meisten leiden Handel und Bau.

Die Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen rührt vor allem von der hohen Konkurrenz durch Großunternehmen (63 Prozent), dem generellen Mangel an Top-Talenten (60 Prozent) und den zu hohen Gehaltsforderungen der Bewerber (42 Prozent).

Fachkräftemangel
Insbesondere ist der Fachkräftemangel aus Sicht der Mittelständler auf Schwächen im heimischen Bildungs- und Ausbildungssystem zurückzuführen. Dementsprechend wächst auch die Unzufriedenheit mit der Bildungspolitik. Während im Februar 2010 nur 21 Prozent die Bildungspolitik ihres Bundeslands als "mangelhaft" bzw. "ausreichend" bewertete, gab im Dezember schon fast jedes dritte Unternehmen schlechte Noten. Die Hauptforderung der Mittelständler an die Politik: Senkung der Lohnnebenkosten.

Laut Ernst & Young reicht aber nicht, "über fehlende Fachkräfte zu klagen und nach der Politik zu rufen." Die mittelständischen Betriebe müssten "schnellstmöglich" gegensteuern, etwa mit innerbetrieblichen Weiterbildungen oder Kooperationen mit Hochschulen. Nichtsdestotrotz könnte der Fachkräftemangel die heimische Wirtschaft Milliarden kosten. "Am stärksten betroffen werden die mittelständischen Unternehmen sein", konstatierte Lehner.

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