Unternhemen

Aktie der Adler Group stürzt nach verweigertem Testat ab

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Der Immobilien-Investor Adler Group ist nach der Verweigerung des Testats für seinen Jahresabschluss 2021 von den Kapital- und Bankmärkten abgeschnitten.

An der Börse reagierten die Anleger panisch - die im Kleinwerteindex SDAX notierte Adler-Aktie verlor am Montag zeitweise rund 50 Prozent an Wert und stürzte auf ein Rekordtief von 3,88 Euro. "Wir haben einen schwierigen Moment für das Unternehmen", sagte Adler-Verwaltungsratschef Stefan Kirsten.

Adler habe indes einen Neuanfang eingeleitet. Doch die Entscheidung der Wirtschaftsprüfer von KPMG hat Folgen für die Refinanzierung. "Wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass die Bank- und Kapitalmärkte, solange wir einen Disclaimer of Opinion haben, für uns geschlossen sind", sagte Kirsten. Adler verfüge aber - wie die Bilanz zeige - über eine halbe Milliarde Euro an liquiden Mitteln. "Wir haben an dieser Stelle keine Sorgen", sagte Kirsten. Die Adler Group habe mit der Vergangenheit abgeschlossen und strebe für 2022 ein Testat für ihren Jahresabschluss an: "Wir haben das Unternehmen am 1. Mai neu gestartet."

Adler hatte am Samstag in letzter Minute den Jahresabschluss 2021 veröffentlicht, in dem ein Verlust von über einer Milliarde Euro ausgewiesen wird. Die KPMG Luxembourg hatte der Adler Group mitgeteilt, dass sie "einen Disclaimer of Opinion (Versagungsvermerk) für den Konzernabschluss und Einzelabschluss 2021" erteilt habe. Die Wirtschaftsprüfer erklärten zur Begründung, ihnen seien in Zusammenhang mit einigen Transaktionen wichtige Informationen nicht zugänglich gemacht worden.

"Es hat eine Prüfung stattgefunden", sagte Kirsten dazu: "Wir haben einen geprüften Abschluss." "KPMG kann sich nur keine Meinung bilden", fügte er hinzu. Mit der Vorlage des Jahresabschlusses seien aus der Sicht des Unternehmens auch die Bedingungen für die Anleihen erfüllt worden. "Wir haben 4,4 Milliarden Euro Anleihen draußen", sagte Kirsten.

Die Adler Group hatte die Veröffentlichung ihrer Bilanz wegen einer Sonder-Untersuchung der KPMG-Wirtschaftsprüfer mehrfach verschoben. Anlass für die Prüfung waren Vorwürfe der Gesellschaft Viceroy des Leerverkäufers Fraser Perring mit Blick auf die Bilanzierungsmethoden bei Adler. Ein Netzwerk habe von Transaktionen zulasten von Aktionären und Anleihegläubigern profitiert, bei der Bewertung von Immobilien gebe es Mängel, diese seien teils künstlich überhöht worden. Die Wirtschaftsprüfer der KPMG Forensic hatten dann keinen systematischen Betrug, wohl aber Defizite festgestellt. "Es ist kein Freispruch erster Klasse, natürlich wurden Mängel aufgedeckt", hatte Kirsten bei der Vorstellung der Ergebnisse der Sonderprüfung gesagt.

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin nimmt die Bücher des Unternehmens noch unter die Lupe. "Wir werden die Untersuchungsergebnisse von KPMG zur Adler Group auswerten und in unsere Prüfung einfließen lassen", hatte eine BaFin-Sprecherin gesagt.

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