Venezuelas linksgerichteter Staatschef Hugo Chavez hat die Nationalwährung Bolivar deutlich abgewertet und damit harsche Kritik der Opposition ausgelöst. Von Montag an verdoppelt sich der für die Industrie und wichtige Importe ausschlaggebenden "Petro-Dollar"-Kurs von bisher 2,15 auf 4,30 Bolivar je US-Dollar.
Chavez kündigte am Freitag zudem die Einführung eines "Doppel-Kurssystems" an. Danach wird der Kurs etwa für Lebensmittel und Medikamente "nur" auf 2,60 Bolivar angehoben. Die Opposition sprach von einem "Schwarzen Freitag" für Venezuela. Die Abwertung gehe allein zulasten der Bevölkerung.
Chávez verteidigte die Maßnahmen dagegen als "gerecht und notwendig" und Beitrag zu Stärkung der heimischen Wirtschaft. "Dies wird die Produktivität in Venezuela erhöhen. Wir werden mehr Produkte konsumieren, die in Venezuela für Venezolaner hergestellt werden", versicherte er. Oppositionelle sprachen dagegen von einem "Desaster". Künftig müssten die Venezolaner für viele Produkte das Doppelte bezahlen, kritisierte der Oberbürgermeister von Caracas, Antonio Ledezma. Die Abwertung des Bolivar werde das Leben der Menschen verteuern und die heute schon hohe Inflation beschleunigen, die jetzt Kurs auf 30 Prozent nehmen werde.
Bereits 2009 registrierte Venezuela mit 25,1 Prozent Inflation die höchste Rate in Südamerika. Die Regierung in Caracas rechnet in diesem Jahr mit einer Abschwächung der Inflation auf 20 bis 22 Prozent. Den Samstag nutzten viele Venezolaner nach lokalen Medienberichten zum Kauf von importierten Elektronikgeräten, die von Montag an deutlich teurer werden dürften. Durch die Abwertung dürften aber vor allem die öffentlichen Einnahmen Venezuelas aus den Ölexporten steigen, die etwa 50 Prozent zum nationalen Haushalt beitragen. Das Bruttoinlandsprodukt des südamerikanischen Landes schrumpfte 2009 um 2,9 Prozent.