Eine Erholung in der Industrie sehen die Volkswirte der Bank Austria - allerdings nicht nachhaltig. Die Industriekonjunktur in Österreich habe sich stabilisiert, die Talfahrt sei zu Ende. Spätestens nach dem Jahreswechsel sei aber wieder eine Verlangsamung zu erwarten, heißt es im BA-Kommentar zum EinkaufsMangerIndex, der im August auf 49,9 (Juli: 46,5) Punkte stieg und damit erstmals seit Frühjahr 2008 wieder an die Wachstumsschwelle von 50 Punkten herankam.
Vor allem die verbesserte Auftragslage rechtfertige die vorsichtig optimistische Einschätzung für die kommenden Monate. Der Beschäftigungsrückgang habe sich verlangsamt.
Da die Erholung in der österreichischen Industrie wesentlich durch Sondereffekte nach der starken Lagerbereinigung und der weltweiten Konjunkturprogramme bedingt sei, sei der Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte 2009 voraussichtlich jedoch nicht nachhaltig, so die Ökonomen der Bank Austria. Sobald die zusätzlichen Impulse auslaufen, werde die Industriekonjunktur wieder an Schwung verlieren. Es fehlten noch Kräfte, die eine nachhaltige Belebung ermöglichen.
Nach einem zweistelligen Rückgang im Jahr 2009 werde sich 2010 bei an sich zähem Konjunkturverlauf aufgrund der tiefen Vergleichsbasis zum Vorjahr dennoch ein Plus der Industrieproduktion um rund 5 Prozent ergeben, so Bank-Austria-Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Die Produktionsleistung werde damit aber Ende 2010 noch sehr deutlich unter dem Wert von vor Ausbruch der Krise liegen.
Anzeichen nicht mehr übersehbar
Die Anzeichen für eine nun einsetzende Belebung der heimischen Industriekonjunktur seien aber mittlerweile nicht mehr zu übersehen. Der Indikator für Neuaufträge habe im August mit 55,2 ein sehr solides Niveau erreicht. "Die heimischen Industrieunternehmen waren im August mit dem stärksten Auftragsanstieg seit mehr als zweieinhalb Jahren konfrontiert. Die Produktion wurde deshalb im Vergleich zum Vormonat deutlich ausgeweitet", so Bruckbauer.
Die Lagerbestände seien auf Tiefstwerte gesunken. Eine leichte Belebung der Nachfrage löse daher bereits spürbare Produktionssteigerungen aus. Diese Situation sei durch die mittlerweile einsetzende Wirkung der staatlichen Konjunkturmaßnahmen eingetreten. Die österreichische Industrie, die noch im ersten Halbjahr einen Einbruch um durchschnittlich über 15 Prozent real zum Vorjahr verzeichnete, werde in den kommenden Monaten merkbar die Produktion ausweiten.
Arbeitsplätze wurden auch im August abgebaut, der Beschäftigungsrückgang habe sich jedoch mittlerweile verlangsamt. Angesichts erst zaghafter Anzeichen eines Aufschwungs und noch nicht vollständig an die unter an den Produktionseinbruch angepasste Personalkapazitäten sei in den kommenden Monaten mit einem Anhalten des Jobabbaus zu rechnen.
"Damit wird sich die Anzahl der Jobsuchenden in der Gesamtwirtschaft bis zum Jahreswechsel auf etwa 370.000 erhöhen", so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 10 Prozent im kommenden Winter.