Andritz im Visier australischer Umweltschützer

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Tasmanien - kaum ein Ort der Welt ist weiter von Österreich entfernt. Und dennoch beschäftigt ein industrielles Großprojekt mittlerweile auch heimische Umweltschützer. Laut ECA Watch soll nämlich Andritz eine der größten Zellstofffabriken der Welt auf der südlich von Australien gelegenen Insel bauen. 200.000 ha Urwald und eine seltene Tierart seien in großer Gefahr, so die Projektgegner.

"Diese Zellstofffabrik ist Umweltthema Nummer Eins in Australien. Durch die hohe Umweltbelastung würden das Fischereiwesen und der Tourismus auf Tasmanien stark beeinträchtigt werden", befürchtet Tom Millen von der australischen "Wilderness Society". Die knapp 500.000 Einwohner auf der 68.000 Quadratkilometer großen Insel leben neben der Holzindustrie hauptsächlich von Fischerei, Weinbau und vom Fremdenverkehr.

Kritik übte auch Bernd Lötsch, Direktor des Naturhistorischen Museums in Wien: "Urwälder mit tausendjährigen Eukalyptusbäumen dürfen nicht gerodet werden, schon gar nicht mit österreichischer Hilfe. Wir müssen verhindern, dass der Tasmanische Teufel dasselbe Schicksal erleidet wie der Tasmanische Tiger." Letzterer - ein wolfsähnliches Beuteltier, das jedoch mit dem Känguru verwandt ist - gilt seit 1936 als ausgestorben.

Lötsch präsentierte im Naturhistorischen Museum ein Präparat des Tasmanischen Tigers. Selbst in ausgestopfter Form ist das Tier eine Rarität. Die Tasmanischen Teufel, längst Wahrzeichen der Insel, leiden seit einiger Zeit an einer geheimnisvollen Krankheit, die den Bestand zusehends dezimiert. ECA Watch vermutet, dass die Rodungen der Urwälder damit zusammenhängen, denn dabei wird das Umweltgift Napalm eingesetzt.

"Trotz Protesten hält Andritz am Projekt fest. Die Österreichische Kontrollbank prüft noch immer eine mögliche Förderung des Projekts", sagte Ulrich Eichelmann von ECA Watch. "Die Andritz AG ist ein Unternehmen, das notfalls auf Kosten von enormer Naturzerstörung Gewinne erzielen will. Wie weit die Firma dabei geht, zeigt auch die Tatsache, dass Andritz als einziges europäisches Unternehmen noch immer am Ilisu-Staudamm-Projekt in der Türkei festhält." Gemeinsam mit Global 2000 und Greenpeace wurde nun die Forderung erhoben, dass der Anlagenbauer und die Kontrollbank sich aus dem Projekt zurückziehen.

Anschuldigungen für Andritz AG "lächerlich"

Andritz hat auf die Anschuldigungen postwendend reagiert. Die Äußerungen seien "lächerlich und fragwürdig", ärgerte sich Michael Buchbauer, Sprecher des Anlagenbauers. Australien habe eine der weltweit strengsten Umweltauflagen, überdies sei das Projekt in Tasmanien "jahrelang geprüft worden".

Derzeit werde am geplanten Standort für die Zellstofffabrik bereits Holz verarbeitet. Ob für das Bauprojekt tatsächlich 200.000 Hektar Urwald unter Zuhilfenahme von Napalm gerodet werden, könne er aus der Ferne nicht beurteilen, so Buchbauer.

Das Großprojekt auf Tasmanien habe alle Genehmigungen erhalten. Wann tatsächlich zu bauen begonnen wird, stehe allerdings noch nicht fest. Die Kritik der NGOs kann Buchbauer nicht nachvollziehen: "Ich glaube nicht, dass die australische Regierung ein Projekt zum Schaden der Bevölkerung durchsetzt."

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