Aufhellung des CEE-Geschäftsklimas setzt sich fort

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Das Geschäftsklima in der Gesamtregion hat sich im April gegenüber Jänner neuerlich verbessert, einige kleine Wolken sind aber dennoch am Konjunkturhimmel klar zu erkennen. So lassen sich die Ergebnisse der mittlerweile dreizehnten Erhebung zum Thomson Reuters & OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa auf den Punkt bringen.

Die rund 400 MOE-Headquarters, die von Österreich aus ihre 1.400 Unternehmensbeteiligungen in der Region steuern, sind mit ihrer momentanen Geschäftssituation deutlich zufriedener als noch im Jänner. Der Indikator, der die aktuelle Geschäftslage widerspiegelt, verbessert sich per Saldo (positive abzüglich negativer Meldungen) um 7 Prozentpunkte auf einen Wert von +10.

Auch bezüglich der Geschäftsentwicklung der kommenden 6 Monate wächst die Zuversicht der Direktinvestoren: Der Indikator der Geschäftserwartungen steigt gegenüber Jänner um 4 Prozentpunkte. Allerdings kann sich die Aufbruchsstimmung, die in der zweiten Jahreshälfte 2009 unter den Direktinvestoren aufgekommen ist, 2010 nicht ganz halten.

Die Aufwärtsdynamik bei den Geschäftserwartungen mit Steigerungen von 20 Prozentpunkten im Juli 2009 und 26 Prozentpunkten im Oktober 2009 (jeweils gegenüber der Vorerhebung) schwächt sich im Jänner 2010 mit +6 und zuletzt im April mit +4 Prozentpunkten deutlich ab. Die Direktinvestoren blicken zwar durchaus optimistisch in die Zukunft, sie lassen insgesamt aber eine vorsichtigere Haltung erkennen. Für den Geschäftsklima-Indikator führen die bessere aktuelle Geschäftslage und die vorsichtig optimistischen Geschäftserwartungen zu einem Anstieg um 5 Prozentpunkte auf einen aktuellen Saldenwert von +21.

Konjunktur kommt in Schwung, aber länderweise unterschiedlich

Laut Einschätzung der Direktinvestoren geht es in der Gesamtregion Mittelosteuropa wirtschaftlich aufwärts. Der Konjunkturindikator steigt im April um 12 Prozentpunkte auf einen Wert von +31: Konkret erwarten 41 % der Befragten für die kommenden zwölf Monate einen konjunkturellen Aufschwung in Mittelosteuropa, nur 10 % gehen von einer wirtschaftlichen Verschlechterung aus.

Auf Länderebene lassen sich allerdings deutliche Unterschiede bei den Konjunkturerwartungen feststellen: Während den Erhebungsteilnehmern zufolge insbesondere die Wirtschaft in Russland einen Gang höher schalten wird, steckt Kroatien noch mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise, die das Land verspätet getroffen hat. 18 % der Direktinvestoren erwarten für die nächsten Monate eine Verschärfung der Konjunktursituation in Kroatien - für kein anderes Land ist der Anteil der Negativmeldungen derartig hoch.

Sorgenkind Ukraine

In der schwer krisengeschüttelten Ukraine bleibt die Situation für die Unternehmen vor Ort trist: Mehr als die Hälfte der Niederlassungen kämpft mit einer schlechten aktuellen Geschäftslage, insbesondere das Bauwesen und der Finanzsektor sind davon betroffen. Für den weiteren Geschäftsverlauf im nächsten halben Jahr wird für immerhin ein Drittel der Betriebe in der Ukraine eine Verbesserung erwartet.

Trotz der großen Schwierigkeiten betreiben die Direktinvestoren keinen massiven Rückzug aus dem Land, obwohl vereinzelt die Investitionsstrategien durchaus einer Revision unterzogen werden. Konkret sollen 69 % der Standorte in der Ukraine in den kommenden zwölf Monaten unverändert beibehalten werden. Geplanten Erweiterungen bei 14 % der Niederlassungen steht allerdings ein Abbau bei 16 % der Beteiligungen gegenüber, sodass sich per Saldo für die Ukraine ein negativer Investitionsindikator von -2 ergibt.

Verkehrs- und Immobilienwirtschaft im Stimmungshoch

Die Unternehmen aus dem Verkehrs- und aus dem Immobiliensektor, die von der Finanz- und Wirtschaftskrise in Mittelosteuropa schwer getroffen wurden, blicken nun wieder voller Zuversicht in die Zukunft: Der Indikator, der die Geschäftserwartungen anzeigt, steigt im April gegenüber Jänner für den Verkehrssektor um 30 Prozentpunkte bzw. um 23 Prozentpunkte für die Immobilienwirtschaft.

Er erreicht somit für beide Branchen wieder annähernd das Niveau von vor dem Ausbruch der Krise. Darüber hinaus gehen nun insbesondere die Immobilienunternehmen zügig daran, ihre Präsenz in der Region wieder zu verstärken. Bei mehr als einem Viertel der Niederlassungen stehen Erweiterungsinvestitionen am Plan. Keine andere Branche zeigt sich im April derartig offensiv, was die Investitionspläne in Mittelosteuropa betrifft.

Finanzdienstleister: Geschäftsklima trübt sich wieder ein

Die Banken und Versicherungen nehmen im April ihre Einschätzungen und Erwartungen für die Region im Vergleich zum Jänner wieder etwas zurück. Sie beurteilen einerseits die aktuelle Geschäftslage zurückhaltender (für 22 % der Banken und für 18 % der Versicherungen vor Ort gehen die Geschäfte derzeit schlecht), andererseits blicken sie etwas vorsichtiger in die Zukunft.

Dementsprechend sinkt der Geschäftsklima-Indikator im Bankensektor um 3 Prozentpunkte auf einen Wert von +22, im Versicherungssektor sogar um 7 Prozentpunkte auf einen Wert von +35. Damit ist offensichtlich, dass die Erholung in diesen beiden Branchen doch nicht so rasch voranschreitet, wie es noch zu Beginn des Jahres den Anschein hatte.

Der Thomson Reuters & OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) basiert auf vierteljährlichen Primärerhebungen unter rund 400 Entscheidungsträgern von MOE-Headquarters mit Sitz in Österreich, die zu rund 1.400 ihrer Unternehmensbeteiligungen in Mittelosteuropa befragt werden.

Erhoben werden die Einschätzungen der Direktinvestoren zur aktuellen Geschäftslage sowie deren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den Unternehmensbeteiligungen vor Ort (Geschäftsklima), Expansions- und Investitionsstrategien der Unternehmen in MOE, Beurteilungen der Standortqualität Österreichs als Brückenkopf für das Mittelosteuropa-Geschäft und schließlich Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in der Region.

Der Thomson Reuters & OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bietet differenzierte Analysen nach Ländern, Branchen und Unternehmensgrößen. Als Ergebnis stehen der Wirtschaft Frühindikatoren zur Verfügung, die praxisnahe Aussagen und Prognosen u.a. über den Geschäftserfolg von Direktinvestoren in einzelnen Ländern Mittelosteuropas bzw. in der Gesamtregion ermöglichen.

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