Der zu 70 Prozent dem Staat gehörende Tschechische Energiekonzern (CEZ) hat ein Auswahlverfahren für den Ausbau des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelin eröffnet. Der Auftrag beinhaltet den Aufbau von zwei zusätzlichen Reaktoren, die neben den bestehenden zwei 1.000-MW-Blöcken errichtet werden sollen. Laut CEZ-Pressesprecher Ladislav Kriz handelt es sich um einen "weiteren Schritt in der administrativen Vorbereitung der Vollendung Temelins".
Zu der Entscheidung des weiteren Ausbaus Temelins, wo schon ursprünglich vier Reaktoren geplant waren, allerdings schließlich nur zwei Reaktoren aufgebaut wurden, sei die CEZ-Führung aufgrund einer "komplexen Analyse" gelangt, die zwei Jahre gedauert habe. Der Ausbau des Kraftwerkes werde in Zukunft zur Senkung der Abhängigkeit Tschechiens von ausländischen Energie-Importen beitragen. Außerdem werde er ermöglichen, die Klimaschutz-Verpflichtungen zu erfüllen, so Kriz.
Bei den zwei zusätzlichen Blöcken soll es sich um die "leichten Wasserdruck-Reaktoren der Generation 3 oder 3+" handeln. Diese seien durch eine hohe Sicherheit, Verlässlichkeit sowie Betriebs-Effizienz und längere Lebensdauer charakterisiert, hieß es.
Bau soll 2013 beginnen
Bereits im vergangenen Jahr hatte CEZ eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die zwei weiteren Reaktoren beantragt. Diese sollte etwa Mitte 2010 abgeschlossen sein. Nach früheren Informationen rechnet CEZ mit dem Beginn der Bauarbeiten etwa 2013.
Auf Regierungsebene wurde offiziell noch kein Beschluss über den Ausbau Temelins gefällt. Dies wird von dem künftigen Prager Kabinett erwartet, das aus den vorgezogenen Parlamentswahlen am 9. und 10. November hervorgeht. Praktisch alle tschechischen Parteien unterstützen den Ausbau der Atomindustrie. Die einzige Ausnahme sind die Grünen, denen jedoch wenig Chancen für den erneuten Einzug in das Abgeordnetenhaus gegeben werden.
Auch die tschechische Öffentlichkeit sieht den Ausbau Temelins positiv. Laut einer Befragung des Prager Meinungsforschungsinstituts STEM vom März 2009 würden diesen 77 Prozent der Tschechen in einer eventuellen Volksabstimmung unterstützen. Österreichische AKW-Gegner kritisieren Temelin laufend wegen aus ihrer Sicht mangelnder Sicherheitsstandards.