Aus für Elektro-Transporter

Deutsche Post stoppt StreetScooter-Produktion

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Unternehmen zieht bei seinem Elektro-Transporters die Reißleine.

Die Deutsche Post stellt nach langer und erfolgloser Partnersuche die Produktion ihrer Elektro-Transporter  StreetScooter  ein. "Wir haben immer gesagt, dass wir kein Autohersteller sein wollen", begründete Deutsche-Post-Chef Frank Appel am Freitag den Schritt.

Das Aus für die Produktion wird auch Spuren in der Bilanz hinterlassen: 2020 seien dadurch Belastungen zwischen 300 und 400 Millionen Euro zu erwarten. Aber auch die wirtschaftliche Abkühlung in Asien durch das Corona-Virus macht der Deutschen Post zu schaffen. Das Ziel eines operativen Gewinns von mehr als fünf Milliarden Euro 2020 schränkte Appel deshalb ein.

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Unternehmen zieht Reißleine

Die Deutsche Post hatte das  ehemalige Start-up  StreetScooter 2014 komplett übernommen und die Fahrzeuge auf die Bedürfnisse ihrer Zusteller zugeschnitten. Das vollelektrische Nutzfahrzeug ist auf den Stadtverkehr mit häufigen Stopps ausgerichtet. Das Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen produzierte für den Fuhrpark der Bonner, mehr als 11.000 der Transporter liefern für den Konzern derzeit Sendungen aus. Aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 500 Menschen. Für die Zukunft des StreetScooters hatte die Post in der Vergangenheit eine kräftige Expansion, einen Börsengang oder einen starken Partner aus der Branche ins Spiel gebracht - doch all dies konnte sie nicht umsetzen. Dabei fuhr das Unternehmen mit seinen beiden Fabriken in NRW in die roten Zahlen, allein im vergangenen Jahr belief sich der Verlust Finanzchefin Melanie Kreis zufolge auf rund 100 Millionen Euro. Zudem bieten nun auch immer mehr große Automobilkonzerne eigene Elektrotransporter an.

Die Deutsche Post zieht nun die Reißleine. Letzte StreetScooter-Fahrzeuge sollen noch in diesem Jahr vom Band laufen, StreetScooter soll dann noch Service und Reparatur der bestehenden Flotte sichern. "Es ist nicht so, dass StreetScooter über Nacht nicht mehr existiert", sagte Finanzchefin Kreis. "Die Umstellung unserer Flotte auf E-Mobilität werden wir unabhängig von der heutigen Entscheidung weiter entschieden vorantreiben", versicherte Appel. Der Konzern will bis 2050 ohne CO2-Emissionen auskommen. Doch neben dem StreetScooter hat die Post auch noch andere Probleme.

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Folgen des Coronavirus belasten Geschäft 

"Eine weltweite Krise wie der Corona-Virus geht an uns nicht spurlos vorbei", räumte Appel zudem ein: "Deshalb müssen wir unsere Ergebnis-Prognose nun unter Vorbehalt stellen." Die Coronavirus-Epidemie in China belastet die Wirtschaft in der Volksrepublik und gefährdet internationale Lieferketten. Aber auch in anderen Ländern Asiens kühlt sich die Konjunktur ab. Das trifft auch international operierende Logistik-Konzerne wie die Post, die Waren rund um den Globus transportieren. Aktuell sehe der Konzern durch die Auswirkungen der Corona-Krise negative Effekte auf sein operatives Ergebnis (Ebit) von etwa 60 bis 70 Millionen Euro für den Monat Februar gegenüber dem ursprünglichen internen Planwert.

Die Jahresprognose der Post, die ein Ebit von mehr als fünf Milliarden Euro vorsieht, gelte nun nur noch "vorbehaltlich eines noch nicht abschließend quantifizierbaren Effekts aus den Corona-induzierten Folgen, sowie vor den genannten Aufwendungen aus der Entscheidung zum StreetScooter". Im Jahr 2022 wolle die Post aber weiter einen operativen Gewinn von mindestens 5,3 Milliarden Euro erreichen, bekräftigte Appel. 2019 hatte der Logistikkonzern bei einem Umsatz von 63,3 Milliarden Euro einen operativen Gewinn von 4,13 Milliarden Euro verbucht. Die Post lag damit innerhalb der für 2019 angekündigten Spanne beim Ebit von vier bis 4,3 Milliarden Euro.

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