Euro-Schwäche bringt Schweizer ins Schwitzen

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Die Finanzprobleme in der Euro-Zone haben die Schweiz wieder zu einem "sicheren Hafen" für nervöse Anleger gemacht. Aus dem Euro-Raum flüchtet massenhaft Geld in das Alpenland, das sich als Nicht-EU-Mitglied nicht an dem Milliarden-Rettungspaket für die Euro-Zone beteiligen muss.

Glücklich darüber sind die Schweizer nicht. Die Geldflut hat zu einer kräftigen Aufwertung des Schweizer Frankens geführt und den Euro auf ein Rekordtief gedrückt. Schweizer Exporteure erhalten für einen im Ausland verdienten Euro derzeit gerade noch 1,40 Franken.

Vor Weihnachten waren es noch 1,50 Franken. Rund 60 % der Schweizer Exporte gehen in die EU und die Schweizer müssen entweder ihre Preise erhöhen oder geringere Erlöse in Kauf nehmen. Für Touristen aus den Euro-Ländern werden Urlaube in den Schweizer Bergen teurer und sie werden wohl weniger zahlreich anreisen.

Um die Euro-Abwertung wenigstens zu verlangsamen und der Exportindustrie Luft zu verschaffen, haben die Währungshüter bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Devisenmarkt für Milliardenbeträge Euro gegen Franken aufgekauft. Aber das bläht die Geldmenge auf und schafft ein Potenzial für Inflation. "Die Flucht aus dem Euro führt zu einem starken Aufwertungsdruck auf den Franken und gefährdet damit die Preisstabilität und die konjunkturelle Erholung in der Schweiz", warnte SNB-Präsident Philipp Hildebrand diese Woche.

Ein Eurokurs von 1,40 Franken ist für die Schweizer Industrie noch tragbar, wenn sich die Finanzkrise in der Euro-Zone nicht zu einer Krise der Realwirtschaft auswächst und die Nachfrage einbricht, schätzt Jan-Egbert Sturm, der Chef des führenden Wirtschaftsforschungsinstituts KOF. "Die Schweizer Wirtschaft ist daran gewöhnt, dass sich der Franken aufwertet und sie kann sich anpassen", sagt der Credit-Suisse-Volkswirt Claude Maurer. Es dürfe nur nicht zu schnell gehen.

Aber das ist nicht sicher. Die SNB könne den Wechselkurs nicht ewig verteidigen, geben Währungsspezialisten von UniCredit zu bedenken. Zumindest zeitweise könnte der Euro bis auf 1,38 Franken absinken. "Wir haben schlechte Karten, wenn der Euro weiter sinkt", so Finanzminister Hans-Rudolf Merz in einem Interview der Zeitung "Sonntagsblick".

Doch die Schweiz hat noch ein paar Trümpfe im Ärmel. Trotz der Finanzkrise hat der Schweizer Staat Schulden abgebaut. "Das zahlt sich jetzt aus", sagt Maurer. Es schafft Spielraum, wenn es der Wirtschaft schlechter gehen sollte. Zudem habe sich die Schweiz in Asien neue Exportmärkte geschaffen und dort wird etwa für Schweizer Uhren in Dollar gezahlt, der zum Franken an Wert gewinnt.

Als Hersteller in einem Hochpreisland hätten Schweizer Firmen ohnehin schon immer auf Innovation und Qualität setzen müssen. "Es spricht einiges dafür, dass die Schweiz die gegenwärtige Krise gut meistern und nachher in einer besseren internationalen Wettbewerbsposition dastehen wird", ist Maurer überzeugt. Auch die Banken dürften profitieren. Sie können Anlagen in einer Währung bieten, die nicht unter Abwertungsverdacht steht.

Dass sich die Schweiz, wie von Österreich ins Spiel gebracht, an dem Euro-Hilfspaket beteiligt, kommt für die Regierung nicht infrage. "Solche Diskussionen bringen nichts", beschied Merz den Österreichern. Schließlich beteilige sich die Schweiz an den IWF-Hilfskrediten für die südeuropäischen Länder.

Freuen über den starken Franken können sich die Schweizer Verbraucher. Importierte Güter werden billiger und Einkaufen jenseits der Grenze kostet weniger. Sogar deutsche Nobel-Autos sind günstiger geworden.

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